„Der Planet braucht uns nicht, aber wir brauchen den Planeten“
Der TV-Wetterexperte Sven Plöger hält in Mindelheim einen Vortrag zum Klimawandel. Er überzeugt mit harten Fakten, klarer Botschaft und guter Unterhaltung.
Er hatte keine guten Nachrichten, er zeigte dramatische Bilder und fand deutliche Worte. Und trotzdem hat TV-Wetterexperte Sven Plöger bei seinem Auftritt in Mindelheim das Publikum nicht nur über den Klimawandel informiert und aufgeklärt, sondern auch gut unterhalten.
Die Sparkasse Schwaben-Bodensee wird heuer 200 Jahre alt und hatte deshalb Kunden zum Vortrag unter dem Motto „Zieht euch warm an, es wird heiß“eingeladen. Sven Plöger, der seit 25 Jahren als Wetterfrosch in der ARD zu sehen ist und auch schon verschiedene Dokumentarfilme gedreht hat, hatte gleich zu Anfang ein Lob für das Mindelheimer Publikum parat: „Das ist richtig schön bei euch“, sagte er und schwärmte von der schönen Altstadt. Damit war die positive Grundstimmung schon mal gesetzt und Plöger betonte auch, dass er trotz der ernsten Lage kein Apokalyptiker ist, der nur Katastrophenszenarien voraussage.
Vielmehr müsse man den Blick offen halten, um auch Chancen erkennen und ergreifen zu können.
Anschaulich schilderte er, dass auch beim Klima alles mit allem zusammenhänge und dass dringend etwas getan werden müsse. „Derzeit verbrauchen wir etwa 1,8 Erden“, sagte er, das könne so nicht weitergehen. Er schilderte auch, dass die Auswirkungen der Klimaveränderung schon seit Jahrzehnten bekannt sind. Er zeigte dazu ein Bild aus einer TVSendung von 1978. Schon damals war klar, was mit unserem Klima passieren werde, sagte er, aber getan wurde fast nichts. Besonders, so Plöger, zeige sich das beim Rückgang des arktischen Eises. Selbst die dramatischsten Prognosen, die Forscher vor 20 Jahren abgegeben haben, seien von der Realität um das Drei- bis Vierfache übertroffen worden.
Mit Blick auf den sehr feuchten Winter betonte er auch, dass damit noch längst nicht wieder „alles gut“sei. Man müsse die langfristigen Zahlen im Blick haben und da gäbe es sowohl bei den Niederschlägen als auch bei den
Temperaturen weltweit ganz eindeutige Tendenzen, an denen auch ein kühler Sommer oder ein nasser Winter nichts änderten. Manche Klimaleugner würden leider Physik und Phantasie verwechseln „nur weil beides mit Ph anfängt“. Aber die Physik sei nun mal unbestechlich und gebe die Fakten vor.
Würden Außerirdische die Menschheit erforschen, so Plöger, müssten sie feststellen, dass der Mensch ein sehr komisches Wesen sei. „Er weiß alles, kann fast alles und zerstört in diesem Bewusstsein trotzdem seine eigene Lebensgrundlage.“Und nicht nur, weil er auf Einladung der Sparkasse gekommen war, sprach Plöger auch die Finanzen an. Natürlich kosteten Klimaschutzmaßnahmen viel Geld, so Plöger, „aber jeder Euro, der jetzt nicht investiert wird, kostet uns später zwei bis elf Euro“, betonte er. Umso wichtiger sei es deshalb, auch Ideen und Initiativen zu fördern, die jetzt aus dem Mittelstand kämen.
Auch die Geldinstitute könnten da mit Kreditvergaben einiges tun. Ein Beispiel, das Hoffnung macht, war ein „Waldmacher“, der mit geringen Mitteln in Äthiopien verödete Hänge aufforstet.
Plöger forderte auch dazu auf, den Perfektionismus beiseitezulassen. Zu oft würden wir uns selbst ausbremsen, weil wir lieber gar nichts täten, als etwas, dass nicht perfekt ist. Gerade beim Klimaschutz käme es jedoch auf jeden kleinen Beitrag an. Dazu ge
„Jeder Euro, der jetzt nicht investiert wird, kostet uns später zwei bis elf Euro.“
höre natürlich auch das Autofahren: „Wenn Sie das nächste Mal Ihre 80 Kilo Körpergewicht bewegen wollen, denken Sie doch mal drüber nach, ob Sie unbedingt 3000 Kilo Blech mitnehmen müssen“, sagte er und erntete viel Applaus. „Wir müssen die Welt enkelfähig machen“, sagte er zum Schluss und gab seinem Publikum mit auf den Weg: „Der Planet braucht uns nicht, aber wir brauchen den Planeten!“