Mindelheimer Zeitung

Er hält die Vergangenh­eit fest

Osterdekor­ation vor einem alten Stadel bei Amberg wird zu einer Reise in die Geschichte. Der Amberger Peter Wagner genießt die freie Zeit.

- Von Ulla Gutmann

Peter Wagner interessie­rt sich für Geschichte, schätzt alte Dinge und bewahrt alte Schätze in seinem 1904 erbauten Holzstadel, den er geerbt hat. Wagner arbeitete früher als Elektriker, ist aber seit zwei Jahren in Rente. 18 Jahre lang hatte er sein Elektroges­chäft in dem innen umgebauten Stadel geführt, und dort war auch die Werkstatt untergebra­cht.

Dass der alte Stadel noch so gut erhalten ist, „liegt daran, dass immer nur Heu und Stroh dort untergebra­cht waren. Stalldampf und Silodampf hätten das Gebälk angegriffe­n“, erklärt Wagner. Von außen ein Schmuckstü­ck, mit dem nachgedunk­elten Holz zieren jetzt vor Ostern Hasen, Ostereier und eine Hühnerscha­r aus Stroh die Frontseite des Stadels.

Dekoriert hat dies seine Frau, wie Wagner zugibt. Vor Weihnachte­n stellt Wagner die selbst aus Holz gebaute Krippe aus, die Figuren hat er dazugekauf­t. Der Platz vor dem Stadel ist überdacht, die saisonale Dekoration damit vor Wind und Wetter geschützt. In der Werkstatt des früheren Elektriker­s hängen zahlreiche Drucke alter Motorräder. Wagner hatte selbst 25 Jahre lang eine BMW R60 von 1964. Die hat er aber inzwischen wieder an den früheren Besitzer verkauft, der Sehnsucht nach seinem Oldtimer hatte.

Von seiner Schwiegerm­utter erbte er einen Fernseher von 1958, der ein Stockwerk weiter oben steht. Mit den drei großen Knöpfen kann man zwischen drei Programmen wählen, die in Schwarz-weiß über den Bildschirm flimmern. „Mit einer alten Weiche ist das Gerät auch heute noch betriebsbe­reit“, verrät Wagner. An den Wänden hängen mehrere große Tafeln, auf denen Stecker und Schalter ausgestell­t sind, jeweils aus verschiede­nen Jahrzehnte­n, die zeigen, wie sich auch hier das Design grundlegen­d verändert hat. Er zeigt eine alte Handwerksz­eitung für Elektriker von 1938, die er bei einer Reise in die neuen Bundesländ­er entdeckt hat. Da sucht ein 33-jähriger Elektromei­ster, „strebsam und charakterf­est“, ein nettes Mädchen zwecks Einheirat in deren elterliche­n Betrieb oder eine Werbeanzei­ge zeigt als technische Topneuheit einen Dux Flach-Tretkontak­t. „Auf dem gedeckten Tisch stört ein Klingelkon­takt“, steht da, der Dux Tretkontak­t, der unter dem Teppich versteckt ist, dagegen wäre unsichtbar und könne überallhin mitgenomme­n werden, auch auf den Balkon oder an den Spieltisch.

Wagner hat auch alte Karten von Amberg, wo das Schloss zu sehen ist, das früher einmal schräg gegenüber von seinem Stadel stand. Er wohnt in der Schloßstra­ße, neben dem Stadel, früher die Hauptverbi­ndungsstra­ße nach Türkheim. Das Schloss wurde im 16. Jahrhunder­t als Alterssitz von Bartholomä­us Welser erbaut, einem Mitglied der bedeutende­n Augsburger Patrizierf­amilie. Um 1775 begann der Abbruch des Schlosses, der sich über Jahrzehnte hinzog. Heute befinden sich zwei Bauernhöfe an der Stelle. Auf einer der Karten von Wagner sieht man außer dem Schloss auch Ackerfläch­en, die nur zwei Meter breit waren, wie Wagner berichtete. Im Stadel gibt es noch viel mehr zu entdecken und wer daran vorbeispaz­iert oder vorbeifähr­t, sollte nicht versäumen, einen Blick auf die hübsche Dekoration zu werfen.

 ?? Foto: Ulla Gutmann ?? Endlich hat Peter Wagner aus Amberg die Zeit, sich mit ganzer Kraft und Energie seiner Sammel-Leidenscha­ft zu widmen.Seinen historisch­en Stadel hat er österlich geschmückt.
Foto: Ulla Gutmann Endlich hat Peter Wagner aus Amberg die Zeit, sich mit ganzer Kraft und Energie seiner Sammel-Leidenscha­ft zu widmen.Seinen historisch­en Stadel hat er österlich geschmückt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany