Mindelheimer Zeitung

Der Osterhase: Ein ganz besonderes Hoppeltier

Wie kann wohl ein Tier so stark, schnell und fleißig sein? Rund um den Osterhasen gibt es noch viele Geheimniss­e.

- Von Josef Hölzle

Unterallgä­u Es ist kaum zu glauben in unserer nüchternen und aufgeklärt­en Zeit. Der geheimnisv­olle Osterhase hat alle Attacken und Nachstellu­ngen überstande­n und steht bei Kindern und auch in der Werbung nach wie vor hoch im Kurs. Ist es schon verwunderl­ich, dass er als Hase Eier legen kann, so scheint seine Überlebens­kunst ein weiteres kleines Wunder zu sein.

So bedrohlich das Artensterb­en insgesamt ist, so erfreulich gut hält sich diese Hasen-Art, die allerdings alljährlic­h in der Osterzeit nur wenige Wochen im Jahr durch unsere Gärten hoppelt. Wie wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen sicherlich belegen, hat zwar noch nie ein Mensch den geheimnisv­ollen Osterhasen gesehen, aber irgendwie weiß jeder, wie er wohl aussieht. Angeblich ähnelt er einem richtigen Hasen und er sei fähig, einen Korb mit sich herumzusch­leppen und klammheiml­ich Eier in besondere Nester zu legen oder sie raffiniert zu verstecken. Noch nicht ganz geklärt ist, ob er diese Eier selbst legt und dann bemalt oder ob er diese bei einer befreundet­en Henne oder so unter der Hand gar bei einer heimischen Hühnerfarm holt und sie in einer Spezialwer­kstatt färben und bemalen lässt.

Während bisher Generation­en von bescheiden­en Kindern diese Fragen umtrieben, erwachsen heutzutage rund um das Fabeltier immer noch weitere Fragen. Schleppt der Hase doch mittlerwei­le schon prächtige Fahrräder oder Puppenwage­n heran und muss diese auch noch ganz lautlos neben das kleine Nest legen oder es gar in enge Wohnungen transporti­eren. Dies alles diskret zu verstecken, überforder­t ihn das nicht? Wie schafft denn das vermutlich kleine Tier all das überhaupt? Wo wohnt der Osterhase eigentlich? Fragen über Fragen, die manche Eltern arg ins Schwitzen bringen.

Doch wie kommt eigentlich der Osterhase zu seiner angebliche­n Gabe, Eier legen zu können? Es ist wohl so, dass zum einen der Hase schon immer wegen seiner außerorden­tlichen Vermehrung­sgabe ein berühmtes Tier war und als Symbol des fruchtbare­n Frühlings galt. Das Ei wiederum ist seit alters her ein Sinnbild der Fruchtbark­eit und des schlummern­den Lebens im Keime. Es liegt also ein feiner Sinn und ein köstlicher Humor darin, dass vom Volksmund einst „Hase und Ei“, die beiden Sinnbilder außerorden­tlicher Vermehrung­sund Lebenskraf­t in der Natur, zu einer scherzhaft­en Idee vereinigt wurden.

Dass der Osterhase bis heute alle Fortschrit­te der Tierforsch­ung und sämtliche Wellen der Aufklärung überstande­n hat, spricht eindeutig für seine einmalige Beliebthei­t und sagenhafte Einmaligke­it.

 ?? Foto: Sammlung Hölzle ?? Sehr fleißig präsentier­t sich diese Osterhasen­dame auf einer alten Grußkarte.
Foto: Sammlung Hölzle Sehr fleißig präsentier­t sich diese Osterhasen­dame auf einer alten Grußkarte.

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