Der Superkaugummi im Dorfladen
Eine Straße, ein Gemischtwarenladen und tolle Laiendarsteller: Das neue Stück des Theaterstadls Wiedergeltingen strapaziert die Lachmuskeln.
Wiedergeltingen Mit einer schönen und für jeden der 150 Zuschauer personalisierten Eintrittskarte hatte der Theaterstadl Wiedergeltingen zur Premiere seines Dreiakters „Der Kaugummibaron“von Michael May eingeladen. Es sollte ein rundherum gelungener, actionreicher und humorvoller Theaterabend werden, zur großen Freude des Publikums. Schon als der erste Vorhang aufging, war ein bewunderndes „Ohh“für das tolle Bühnenbild von Thomas Strauß zu hören.
Der Gemischtwarenladen „Himmelreich“von Fritz und Ina Haberle in Wiedergeltingen leidet an zu wenig Kundschaft, fehlenden Parkplätzen und der Verkäuferin Zensi, die ihren Job locker sieht. Wie könnte man das „Komm rei, Kauf ei!“wieder attraktiv machen? Der rührige Ladeninhaber Haberle wird von Manfred Seitz gespielt. Er weiß, wie so was damals war, denn sein Bruder hatte selbst einen Dorfladen im Wiedergeltingen.
Im ersten Akt soll mit Hilfe von Bürgermeister Gustav Brunner der Antrag auf eine neue Straße vor dem Laden genehmigt werden. Dazu wird Landrat Lang per Brief eingeladen. Wie ein Rettungsengel erscheint gleichzeitig der amerikanische Kaugummiproduzent Robert Chewing. Mithilfe seiner sensationellen Kaugummi–Erfindung will das Ehepaar Haberle nun seinen Dorfladen retten: „Jetzt simma im Kaugummi-G’schäft!“
Hier beginnen die sich steigernden Verwicklungen. Die Charaktere sind aus den Boulevard-Komödien bekannt. Die mit ihrem Gatten sehr strenge Ina Haberle (Daniela Lenuweit), die geldgierige Gattin Gisela (Marianne Trübenbacher) des Bürgermeisters Gustav Brunner (Thomas Strauß), der sich im Laden gerne selbst bedient. Dazu ein etwas naiver und ortsunkundiger Landrat Georg Lang (Matthias Ruf). Dann das junge Paar (Ramona Neher und Lukas Nägele mit erstem Auftritt im Theaterstadl), das mit einigen Missverständnissen fertig werden muss. Dazu der locker-flockige Fremde, der amerikanische „Kaugummibaron“Robert Chewing (Thomas Glas).
Und die Verkäuferin Zensi. Diese Rolle ist ein besonderes Schmankerl. Die Zensi gibt sich lethargisch-unschuldig-harmlos. „Zu allem fähig, aber zu nix zu gebrauchen“, sagt ihre Chefin. Aber die Zensi hat die besten Sprüche drauf und weiß ihre Mitmenschen und deren Schwächen genau einzuschätzen. Die Rolle ist eine Herausforderung für Alexandra Knobloch: „Ich bin eigentlich sehr temperamentvoll. Für die Zensi musste ich mich heftig bremsen!“
Der schwäbische und Wiedergeltinger Dialekt ist ein weiteres Highlight der Aufführung. Der Kaugummibaron und sein Deutsch-Amerikanisch werden von Thomas Glas „Do you verstasch mi?“genial charakterisiert. Als die Zensi den Superkaugummi nach Rezept mischen soll, nimmt sie es mit der Dosierung der Zutaten nicht so genau. Das führt dazu, dass der Bürgermeister nach dem Naschen die Zähne nicht mehr auseinanderkriegt. Das brachte viele Lacher aus dem Publikum, ebenso wie die Versuche, die Zähne des nun sprachlosen Bürgermeisters wieder auseinanderzubekommen. Auch der Landrat liegt nach dem Genuss mehrerer Laden-Alkoholika irgendwann halb bewusstlos auf dem Tisch.
Im dritten Akt wird der Landrat wieder nüchtern („gibt das nur Verrückte hier?“) und der Bürgermeister kann endlich wieder reden. Wie es am Schluss dazu kommt, dass die ersehnte Straße tatsächlich genehmigt wird, dass sich das junge Paar wieder verträgt, dass sogar die Bürgermeistersgattin Gisela versöhnt ist… und warum der Kaugummibaron seine nächsten Jahre in der Hängematte in Amerika genießen kann: Das wird nicht verraten. Es stehen ja noch acht weitere Aufführungen an. Nur für die Letzte im April gibt es noch Restkarten.
Die Leistungen der Darsteller waren einfach nur super. Drei Stunden mit viel Sprache und Situationskomik sind eine Herausforderung. Die Zuschauer haben es mit viel Applaus gedankt. Christiane Waschlies-Hahn und Wolfgang Hahn waren aus Kirchdorf nach Wiedergeltingen gekommen. „Das war ein sehr gelungener Abend, absolut gut“, so ihre Bilanz. „Wir gehen gerne ins Theater. Und wir kennen einen Darsteller ja auch persönlich!“