Mindelheimer Zeitung

St. Josef Buchloe: Ein Krankenhau­s mit langer Geschichte

Vor 70 Jahren wurde die Einrichtun­g eingeweiht. Im Jahr 2001 stand alles plötzlich auf der Kippe. Wie das Haus heute aufgestell­t ist und wie die Klinik zu ihrem Namen kam.

- Von Karin Hehl

Vor 70 Jahren, am 27. März 1954, wurde das Buchloer Krankenhau­s St. Josef feierlich eingeweiht. Es war der erste Höhepunkt in einer ganzen Reihe von Feierlichk­eiten, die Buchloe im Jahr 1954, dem Jahr der Stadterheb­ung, prägten.

Das Krankenhau­s erhielt damals sogar einen Namen: St. Josef. Doch wie kam es eigentlich dazu? Diese Frage kann der älteste Buchloer Stadtrat, Josef Rid (82), beantworte­n: „Es waren fünf Männer maßgeblich beteiligt: der Architekt, Josef Ruf aus Mindelheim, der Bürgermeis­ter, Josef Uebele, der Buchloer Pfarrer und Geistliche Rat, Joseph Schön, der Bischof, Josef Freudendor­fer und mein Vater, Landrat Josef Rid. Sie alle hatten den gleichen Vornamen. Damit war klar, wie man das Krankenhau­s nennt: St. Josef.“

Gegründet wurde das Krankenhau­s von den Dillinger Franziskan­erinnen, die den großen Bedarf nach Krankenbet­ten schon 1951 erkannt hatten. Bis dahin betrieben die Ordensfrau­en das Marthahaus in der Ludwigstra­ße als kleineres Krankenhau­s mit 20 Betten. Leiterin war Oberin Irmina Gerner.

Die Marktgemei­nde Buchloe schenkte dem Orden im Süden des Ortes einen Bauplatz für das künftige Krankenhau­s und durch eigene Ankäufe vergrößert­e der weitsichti­ge Orden das Gelände.

So entstand 1954 ein Krankenhau­s mit 145 Betten. Die ärztliche Gesamtleit­ung hatte bis 1960 der Chirurg und Chefarzt Dr. Brack inne; sämtliche anderen Aufgaben – von der Pflege der Patienten, über die Küche bis hin zur Ausbildung – übernahmen Ordensschw­estern. Erst 1969 kam die erste weltliche Krankensch­wester ins Haus. 1978 musste die Zahl der Betten auf 120 reduziert werden. Größte Abteilung war mit 48 Betten die chirurgisc­he unter der Leitung des Chefarztes Dr. Franz Gutekunst, gefolgt von der Innern (42 Betten), für die Dr. Anton Roth zuständig war. 20 Betten standen in der gynäkologi­sch-geburtshil­flichen Abteilung zur Verfügung, die die beiden Gynäkologe­n Dr. Helmut Franz und Dr. Sigmund Kincer führten. In den ersten 25 Jahren wurden 6345 Mädchen und Buben in St. Josef geboren; im Jahr 2000 wurde die Geburtsabt­eilung jedoch aufgrund zu hoher Kosten geschlosse­n. „Gebürtige Buchloer“gab es von da an nur noch, wenn zu Hause entbunden wurde.

Ein weiterer Meilenstei­n war der Bau der Krankenpfl­egeschule, die im September 1954 in Betrieb ging und 2008 geschlosse­n und nach Kaufbeuren verlagert wurde. Hunderte Krankensch­western wurden bis dahin in Buchloe ausgebilde­t.

Im Jahr 1997 dann die Zäsur: Die Dillinger Franziskan­erinnen übergaben das Haus an den Deutschen Orden. „Orden für Orden“lautete die damalige Losung der Franziskan­erinnen. Deren Nachwuchsm­angel zeichnete sich schon deutlich vor 1997 ab. Lebten zu HochZeiten 55 Schwestern im Konvent von St. Josef, sind es heute nur noch sechs.

Der Deutsche Orden also sollte St. Josef in eine sichere Zukunft führen. Doch bereits vier Jahre später wurden die Hoffnungen der

Ordensschw­estern schwer enttäuscht: Im Jahr 2001 war der Deutsche Orden zahlungsun­fähig. Auch der Fortbestan­d des Buchloer Krankenhau­ses stand auf der Kippe.

Die Buchloer aber zeigten, was ihnen „ihr Krankenhau­s“wert ist. Viele griffen tief in die Tasche und spendeten; ein Millionenb­etrag kam vom Buchloer Ehrenbürge­rEhepaar, Antonie und Alexander Moksel. Auch die Stadt zeigte ihre Solidaritä­t und stellte eine weitere Million D-Mark zur Verfügung. Letztlich wurde das Haus gerettet und 2002 in die Kreisklini­ken Ostallgäu eingeglied­ert. 2007 folgte die Fusion mit dem Klinikum Kaufbeuren, aus der die Kliniken

Ostallgäu-Kaufbeuren hervorging­en.

Das Buchloer Krankenhau­s hat heute 100 Betten. „St. Josef ist gut für die künftigen Aufgaben gewappnet“, heißt es seitens der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren. Insbesonde­re durch den Neubau der Berufsfach­schule für Krankenpfl­egehilfe sorge man in Zeiten des Fachkräfte­mangels für selbst ausgebilde­ten Nachwuchs an Pflegepers­onal. Ab April 2025 soll sogar eine Teilzeit-Ausbildung angeboten werden.

„Mit unserem Neubau der Intensivst­ation können wir außerdem die enormen künftigen Anforderun­gen an die Intensivme­dizin erfüllen“, teilen die Kliniken mit. Dort gebe es nun genügend Platz, um auch aufwendige Therapiefo­rmen umzusetzen und zusätzlich­e Hilfsmitte­l und Geräte vorzuhalte­n.

Der internisti­sch-kardiologi­sche Schwerpunk­t der Klinik St. Josef Buchloe helfe zudem, in der Region als kompetente Anlaufstel­le für die vielen Krankheits­bilder wahrgenomm­en zu werden, die die inneren Organe betreffen. Mit Dr. Heinrich Steffen habe das Krankenhau­s für den Bereich der Gastroente­rologie einen renommiert­en Oberarzt gewonnen, teilt der Klinikverb­und mit.

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Foto: Archiv Stadt Buchloe Vor 70 Jahren wurde das Krankenhau­s St. Josef in Buchloe eingeweiht. Ein Bild aus vergangene­n Zeiten.

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