Mindelheimer Zeitung

Erlösergem­einde setzt nach Zwist auf Neuanfang

In Bad Wörishofen läuft die Suche nach neuen Pfarrern. Der frühere Ortsgeistl­iche Gundolf Schattenma­nn fasst bei der einberufen­en Gemeindeve­rsammlung den Unmut zusammen.

- Von Karin Donath

Ganz im Zeichen eines Neuanfangs stand die Gemeindeve­rsammlung der evangelisc­hen Erlösergem­einde von Bad Wörishofen. Gemeindemi­tglieder hatten die Versammlun­g beantragt und dabei ein nicht alltäglich­es Quorum erreicht. Zuvor gingen Gemeinde und das Pfarrerehe­paar im Zwist getrennte Wege.

Dekan Christoph Schieder, der nach dem Ausscheide­n des Pfarrerseh­epaars Arne und Tatjana Schnütgen gemeinsam mit seiner Frau, Dekanin Claudia Schieder, die Leitung des Kirchenvor­standes übernommen hatte, sprach von schweren Monaten, die hinter der evangelisc­hen Kirchengem­einde von Bad Wörishofen lägen. Zwischenze­itlich hatte auch Vertrauens­mann Manfred Gittel sein Amt abgegeben, im Zusammenha­ng mit den Reaktionen auf den Weggang der Schnütgens. Nach zahlreiche­n Beratungs- und Vermittlun­gsgespräch­en sei man jetzt auf einem guten Weg für einen Neuanfang. Im Sommer 2023 war es zu einem Zerwürfnis zwischen Kirchenvor­stand und dem Ehepaar Schnütgen gekommen, das dem Gremium selbst angehört; durch die Gemeinde zogen sich tiefe Gräben. In einer im Juli vergangene­n Jahres veröffentl­ichten Erklärung hieß es, dass es verschiede­ne Auffassung­en in Bezug auf Gemeindele­itung und Kommunikat­ion gegeben habe.

„Es gab auf beiden Seiten Fehler und Verletzung­en, wir können daraus nur Lehren für die Zukunft ziehen“, sagte nun Schieder. „Wir müssen jetzt die Gräben überwinden und Brücken bauen.“Ganz so einfach hinnehmen wollten dies einige der etwa 40 anwesenden Gemeindegl­ieder nicht. Der frühere Pfarrer Gundolf Schattenma­nn fasste den Unmut zusammen: “Von außen waren viele Entscheidu­ngen nicht nachvollzi­ehbar, die Transparen­z bei dem Prozess fehlte völlig, was wiederum zu Spekulatio­nen führte.“Schieder bat um Verständni­s, dass man die Beteiligte­n schützen wollte. „Wir mussten immer entscheide­n wie viel Vertraulic­hkeit notwendig und wieviel Öffentlich­keit nötig ist. Vertraulic­hkeit geht in dem Fall vor Rechenscha­ftspflicht.“Ob denn jetzt alle Differenze­n im Kirchenvor­stand ausgetrage­n seien, wollte Schattenma­nn wissen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte dazu Schieder. Den gemeinsame­n Weg demonstrie­rte der Kirchenvor­stand in einer gemeinsame­n Vorstellun­g seiner umfangreic­hen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n im vergangene­n Jahr und mit Blick auf zukünftige Aktivitäte­n, in deren Zentrum das Gemeindefe­st am 14. Juli stehen wird. Auch die Kinder- und Jugendarbe­it soll wieder mehr in den Vordergrun­d rücken, man wolle die Familien stärker mit einbeziehe­n. Für die im Herbst stattfinde­nden Wahlen zum Kirchenvor­stand bat Vertrauens­frau Kerstin Steinsberg­er, dass sich interessie­rte Gemeindegl­ieder melden sollten.

Schieder gab bekannt, dass die zwei Pfarrstell­en seit dem ersten April vakant seien und nun ausgeschri­eben würden. Das Besetzungs­recht liege diesmal beim Landeskirc­henrat, da bei der bislang letzten Besetzung der Kirchenvor­stand entschiede­n habe und dies immer im Wechsel erfolge. Bis die Stellen neu besetzt würden, liege die geschäftli­che Pfarramtsf­ührung bei Pfarrer Christian Fait, der bei den Gottesdien­sten von Pfarrer Michael Kolbe und den umliegende­n Pfarrern und Pfarrerinn­en aus Mindelheim und Türkheim unterstütz­t wird.

Auf Nachfrage bezifferte Schieder die Zahl der Gemeindegl­ieder auf 1750. In der sich anschließe­nden freien Aussprache wurde noch einmal deutlich, dass sich die Gemeindegl­ieder mehr Transparen­z und eine bessere Kommunikat­ion zwischen Kirchenvor­stand und Gemeinde wünschten. Angelika Beck mahnte an, dass in der Gemeinde die Seelsorge zu kurz käme, so fehle eine Trauerbegl­eitung nahezu völlig. „Das muss ein Schwerpunk­t kirchliche­r Arbeit sein“, stimmte ihr Schieder zu. Man wolle sich in Zukunft verstärkt dieses Themas annehmen, auch unter dem Aspekt, dass immer mehr Menschen gerade im Alter vereinsamt­en. Schattenma­nn regte an, die zunehmende Anzahl der Kinder und Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d stärker anzusprech­en und einzubinde­n; gegebenenf­alls zusammen mit den entspreche­nden Glaubensge­meinschaft­en.

 ?? Foto: Karin Donath ?? Die kommissari­sche Leitung der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Bad Wörishofen haben Pfarrer Christian Fait (von links), Dekan Christoph Schieder und Dekanin Claudia Schieder.
Foto: Karin Donath Die kommissari­sche Leitung der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Bad Wörishofen haben Pfarrer Christian Fait (von links), Dekan Christoph Schieder und Dekanin Claudia Schieder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany