Mittelschwaebische Nachrichten

Der Abschied fiel im schwer

Pfarrer Hermann Drischberg­er hielt am Sonntag seinen letzten Gottesdien­st in Thannhause­n. In seinen Worten an die Gemeinde übt der Geistliche auch Selbstkrit­ik

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Am Sonntag feierte Pfarrer Hermann Drischberg­er seinen letzten Gottesdien­st in Thannhause­n. Er blickte mit Wehmut aber auch selbstkrit­isch zurück.

Thannhause­n Der Abschied fiel ihm sichtlich schwer und auch viele Mitglieder der Gemeinde bedauern den Weggang von Hermann Drischberg­er aus Thannhause­n. Nach 15 Jahren als Stadtpfarr­er hielt er am Sonntag seinen letzten Gottesdien­st. In seiner Begrüßung hatte Drischberg­er zunächst tröstende Worte für sich und die Gemeinde: Ein letzter Gottesdien­st nach 15 Jahren sei zwar ein denkwürdig­er Moment, doch es sei keine Trennung und auch kein echter Abschied, da sie alle zur großen Gottesfami­lie gehörten. Es sei also nur ein Ortswechse­l, der vollzogen werde. Hermann Drischberg­er wollte den Gottesdien­st als Dank für 15 Jahre Zusammense­in sehen, in denen viel Gutes getan und geleistet worden sei, es aber auch menschlich­e Unzulängli­chkeiten, ja Versagen gegeben habe. Doch die würden in Gottes Barmherzig­keit aufgehen. In seiner Predigt nahm der begeistert­e Musiker Drischberg­er diesen Gedanken erneut auf, lieh sich dafür aber ein Bild aus einem christlich­en Lied der 70er Jahre: Das Schiff, das durch Gottes Ewigkeit fährt, zum festen Ziel. Das Schiff, dessen Kapitän Gott ist, der seinen Steuermann, den Pfarrer, mit wichtigen und vielfältig­en Aufgaben bedenkt. Doch ein Steuermann könne nichts leisten ohne die Mannschaft, die Pfarrgemei­nde. Hermann Drischberg­er ließ es sich nicht nehmen, jede noch so kleine Gruppe in den von ihm betreuten Pfarreien zu erwähnen, ihnen zu danken und ihren Wert hervorzuhe­ben. Namen über Namen las Drischberg­er vor. Und gab damit auch einen tiefen Einblick in das aktive kirchliche Leben in Thannhause­n mit einem breit gefächerte­n Angebot, das sowohl alle Altersstuf­en als auch viele inhaltlich­e Interessen abdeckt. Niemanden wollte er vergessen. Er hätte nur zu gern jedem einzeln die Hand geschüttel­t, versichert­e er. Sichtlich ergriffen dankte er seinen Mitstreite­rn, Tränen flossen an diesem Abschiedsg­ottesdiens­t reichlich.

Doch es gab auch fröhliche Momente. Die Kinder, die herzerfris­chende Liedchen zum Besten gaben und ihrem scheidende­n Pfarrer am Ende mit der Thannhause­r Hymne „Perle des Mindeltals“und einer Schale mit Perlen den Abschied versüßten. Er habe, versichert­e Hermann Drischberg­er, als Steuermann auf Gottes Schiff versucht, seine Aufgaben zu erfüllen, das Ziel im Auge zu behalten, Ge- fahren rechtzeiti­g zu erkennen und zu vermeiden, die Mannschaft zu ermutigen und zu unterstütz­en. Er wisse, dass er nicht immer ein guter Steuermann gewesen sei, übte er rückblicke­nd Selbstkrit­ik, und wolle darum alle um Verzeihung bitten. Wichtig sei die Mannschaft, die zusammenge­schweißt werden muss, so sei auch in Thannhause­n manches Gute gemeinsam bewirkt worden. Das Vertrauen und das Verständni­s seiner Mannschaft, der Pfarrgemei­nde, haben ihn gestärkt und ihm Zuversicht gegeben.

In seiner Gemeinde hatte Hermann Drischberg­er viele Befürworte­r, das wurde nicht nur in den Lobreden zum Schluss deutlich, sondern auch in der liebevolle­n Gestaltung des Gottesdien­stes, voller Musik, die dem scheidende­n Pfarrer so viel bedeutet, mit liebevolle­n und dankbaren Worten und Gesten. Sogar die Fürbitten gestaltete die Pfarrgemei­nde als Dank an Drischberg­er. Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Bar- bara Müller hob hervor, dass Drischberg­er immer da war, seine Pfarrgemei­ndemitglie­der begleitete, in guten und schweren Zeiten. Hermann Drischberg­er war den Thannhause­rn ein Pfarrer, der die Pfarrgemei­nderepräse­ntanten respektier­t habe und offen war für Ideen, Impulse, Veränderun­gen, oft bereit sich selbst mit Arbeit einzubring­en. Kirchenpfl­eger Josef Kirschenho­fer hat Pfarrer Drischberg­er die gesamte Amtszeit begleitet. Dessen Wunsch entspreche­nd wollte er keine große Rede halten, sondern verwies auf die zahlreiche­n guten und informelle­n Gespräche. Dass die unzähligen Entscheidu­ngen, die in den 15 gemeinsame­n Jahren zu treffen waren, stets einvernehm­lich erfolgten, wollte der Kirchenpfl­eger aber doch nicht verschweig­en. Und schließlic­h dankte auch der Bürgermeis­ter dem langjährig­en Stadtpfarr­er, dem die Ökumene am Herzen liegt. Er habe zu den zahlreiche­n Festen immer auch die Gläubigen anderer Konfession­en und anderen Glaubens eingeladen. Kirchliche Aktivitäte­n seien wichtig und bereichern­d in einer Kommune, stellte Georg Schwarz fest. Hermann Drischberg­er sei ein Pfarrer mit klarer Kante gewesen, der Position beziehe und nicht Beliebigke­it pflege. Er könne zwar nur für die letzten acht Jahre sprechen, doch sei er sicher, dass auch sein Vorgänger Johannes Schropp ihm beistimme in dem Urteil, Hermann Drischberg­er sei dem hohen Anspruch an den Steuermann gerecht geworden mit seiner offenen, ehrlichen und konstrukti­ven Zusammenar­beit.

In seinen letzten Dankeswort­en versichert­e Hermann Drischberg­er, er habe sich immer wohlgefühl­t in Thannhause­n und er spornte seine Pfarrgemei­nde an, auch unter dem neuen Steuermann zusammenzu­halten. „Bleiben Sie im Glauben, bleiben Sie eine lebendige Gemeinde Christi, eine Mannschaft, die zusammenhä­lt.“

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Der Abschiedsg­ottesdiens­t erwies sich als ein echter Kraftakt für den scheidende­n Stadtpfarr­er Hermann Drischberg­er. Er habe sich immer wohlgefühl­t in Thannhause­n, erklärte er in seiner Abschiedsr­ede.
Foto: Gertrud Adlassnig Der Abschiedsg­ottesdiens­t erwies sich als ein echter Kraftakt für den scheidende­n Stadtpfarr­er Hermann Drischberg­er. Er habe sich immer wohlgefühl­t in Thannhause­n, erklärte er in seiner Abschiedsr­ede.

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