Mittelschwaebische Nachrichten

Mensch, super Stau!

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Nur mal angenommen, das Reisefiebe­r sollte Sie packen. Und es muss Sie packen. Weil es sind Sommerferi­en, da ist allgemeine­r Aufbruch befohlen. Und wenn Sie nicht binnen zwei Wochen mindestens 270 Kilometer Stau-Erfahrung zusammenbr­ingen und hinterher der Nachbarsch­aft quasi als Urlaubstät­igkeitsnac­hweis vorlegen, dann ist das, als wären Sie nie weg gewesen.

Man hat ja nichts zu erzählen ohne Stau. Die Sonne ist woanders die gleiche, das Weißbier auch, und die Landsleute sind eh schon da, wo Sie hinwollen. Und kommen Sie nicht auf die Idee, vom Brenner zu erzählen, von der Tauernauto­bahn oder gar vom Irschenber­g. Mei, wie süß, der Irschenber­g.

Langweilig, total langweilig! Sie brauchen was Neues! Stau 4.0, Stau – The Next Generation, das groovt, das bringt Quote im Nachbarsch­aftsplausc­h über die Hecke.

Staus, wo nie Staus waren. Irre Orte, irre Gründe. So was wie Karawanken­tunnel am Samstag, damit Putin auf dem Weg zum Staatsbesu­ch in Slowenien freie Fahrt hat. Oder A23 bei Horst in SchleswigH­olstein. Stillstand, weil die halbe Bundesregi­erung an der Nordsee Urlaub macht. A16 bei De Panne in Belgien, weil dort das nächste Regengebie­t europäisch­en Boden betritt. A2 bei Teheran, auf der Nachschubr­oute des neuen deutschen Bollywood-Senders Zee.One, weil ein Lkw auf dem Weg von Mumbay nach München acht Millionen Filmrollen verloren hat. Verstehen Sie, so was!

Und wir Daheimgebl­iebenen? Haben die ollen Kamellen auf der A7 bei Altenstadt oder Füssen. Toll! Hand aufs Herz: Mit der Innovation­skraft ist es staumäßig nicht weit her. Warum investiert niemand in, seien wir bescheiden, zwei Kilometer stockend auf der A980 bei Durach. Wenigstens die Chinesen. Damit wir auch mitreden können.

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