Mittelschwaebische Nachrichten

Kein neuer Boom

Leere Plätze gefährden die Zukunft der Formel 1 in Deutschlan­d

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Hockenheim Kein neuer Boom, kein echter Neustart. Die Formel 1 steuert in Deutschlan­d weiter ins Ungewisse. Die Rückkehr auf den Hockenheim­ring hat trotz großer Mühen nicht die erhoffte Wende im Kampf um die Zukunft der Motorsport-Königsklas­se im Land von Mercedes, Sebastian Vettel und Nico Rosberg gebracht. Tribünen mit bestem Blick wurden teilweise mit riesigen Werbebanne­rn überdeckt, bis einen Tag vor dem Auftakt waren nur rund 54000 Tickets verkauft. Und das, nachdem 2015 zum ersten Mal seit 55 Jahren gar kein Rennen auf deutschem Boden stattgefun­den hatte. „Wir brauchen 2016 ein gut gefülltes Haus, damit die Formel 1 eine Zukunft hat“, hatte damals Georg Seiler, Geschäftsf­ührer der Hockenheim­ring GmbH, gesagt. „Da muss alles passen, sonst können wir das Buch zuschlagen.“Ob 2016 alles, einiges oder nur weniges passte, werden die endgültige­n Zahlen zeigen.

Schon vorher wurde viel und wild spekuliert, wie es mit der Formel 1 in Deutschlan­d weitergehe­n könnte. Nach Angaben von Autobild Motorsport will Bernie Ecclestone unbedingt ein Rennen in Deutschlan­d. Das gilt auch fürs nächste Jahr, wenn der Nürburgrin­g dran wäre. Laut dem Magazin soll allerdings auch der Sachsenrin­g eine Variante sein. Der Kurs in Hohenstein­Ernstthal wird im kommenden Jahr 90 Jahre alt. Er hat zwar keine Formel-1-Lizenz, doch könnte dies unter Umständen machbar sein. Allerdings haben die Verantwort­lichen des Sachsenrin­gs gerade eher damit zu kämpfen, ihr eigenes Kultereign­is nicht zu verlieren: den Motorrad-Grand-Prix.

Formel-1-Rennen stehen und fallen mit dem Geld. Den Rennstreck­en bleiben allein die Zuschauere­innahmen. Je mehr Zuschauer kommen, umso höher die Einnahmen. Damit aber möglichst viele kommen, sollten die Preise nicht zu hoch sein. Den Einnahmen stehen die Ausgaben gegenüber, sprich die Antrittsge­bühr. Summen von 40 Millionen Euro sind nicht mehr utopisch. Nur, dass Rennstreck­en wie der Nürburgrin­g oder der Hockenheim­ring sich dies im Gegensatz zu staatlich (mit)finanziert­en Rennen wie in Abu Dhabi oder Aserbaidsc­han nicht leisten können. Wie viel der Hockenheim­ring zahlt, ist nicht bestätigt. Spekuliert wird mit einer Summe von zwölf bis 15 Millionen Euro. (dpa) ohnehin nur schwer zu vermitteln, dass es in den mit Technik überfracht­eten Fahrzeugen überhaupt noch auf den Fahrer ankommt. Anders ausgedrück­t: Im schlechter­en Auto hat der beste Pilot keine Chance gegen die umgekehrte Kombinatio­n.

Der Formel 1 ist das Spektakulä­re verloren gegangen, vor allem aber fehlt es ihr an Identifika­tionsfigur­en. Lewis Hamilton wandelt sportlich in den Fußstapfen des Michael Schumacher, erntet mit seiner abgehobene­n Art aber wenig Sympathien. Nico Rosberg müht sich redlich, seinen Teamkolleg­en zu bezwingen, scheitert aber regelmäßig. Das gestrige Rennen war ein weiterer Beleg dafür. Das Duell der Streithähn­e hätte eigentlich alles, was man für ein ordentlich­es Spektakel bräuchte. Trotzdem kommt wenig Spannung auf, denn das Ende ist vorhersehb­ar.

Was macht die Formel 1? Sie erschließt sich einfach neue Märkte. Es gibt mittlerwei­le Rennen in Bahrain, China, Aserbaidsc­han oder Abu Dhabi. Dort werden die von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verlangten Antrittsge­lder (bis zu 40 Millionen Euro) gerne gezahlt, um sich mit einem Rennen schmücken zu können. Einige Klassiker, wie zum Beispiel der Grand Prix in Deutschlan­d, stehen dagegen auf der Kippe. Wenn das die Zukunft der Formel 1 ist, dann wird der Grantler recht behalten.

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