Mittelschwaebische Nachrichten

Hörmann verteidigt das IOC

Nach Meinung des DOSB-Chefs müssen Bach und Co. die Versäumnis­se der Welt-Anti-Doping-Agentur ausbaden. Tennis-Profi Zverev sagt ab

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Rio de Janeiro Ein Dreier-Gremium von IOC-Mitglieder­n soll bis zur Olympia-Eröffnung am Freitag über die endgültige Zulassung von mehr als 250 russischen Athleten für die Sommerspie­le in Rio entscheide­n. Die Exekutive des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) errichtete damit eine weitere Hürde für die Sportler, die trotz des Skandals um staatlich organisier­tes Doping in Russland von ihren internatio­nalen Fachverbän­den die Freigabe für Olympia bekommen haben.

In das Gremium berief die IOCExekuti­ve die deutsche Vorsitzend­e der Athletenko­mmission, Claudia Bokel, den Chef der medizinisc­hen Kommission, den Türken Ugur Erdener, sowie den Spanier Juan Antonio Samaranch jr. „Wir wollen ganz klar zeigen, dass wir es sind, die die letzte Entscheidu­ng treffen“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams.

Kritik an der Wada DOSB-Präsident Alfons Hörmann verteidigt das IOC in der Kontrovers­e um die Sanktionie­rung Russlands im Doping-Skandal weiter vehement und wettert gegen die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. „Das IOC war in keinem dieser Vorgänge Verursache­r, sondern hat nun die schwierige und wichtige Aufgabe, diese zweifelsoh­ne sehr komplizier­te Lage einem enormen Zeitdruck erfolgreic­h zu meistern“, erklärte er. Es müssten dringend die Lehren gezogen werden aus dem, was passiert ist, sagte Hörmann. „Auch und gerade bei der Wada, die nun plötzlich die Rolle des Anklägers übernimmt, obwohl sie selbst wohl auch massive Fehler gemacht hat.“Die Wada habe offensicht­lich „seit Jahren entspreche­nde Hinweise über die haarsträub­enden Praktiken in Russland gehabt und bis Dezember vergangene­n Jahres nichts dagegen unternomme­n“. IOC-Präsident Thomas Bach sieht das ähnlich. Er sagte, dass das IOC weder für den Zeitpunkt der Veröffentl­ichung der Fakten noch für die Gründe dieser Vorfälle die Verantwort­ung trage. Die Wada habe schon früher Hinweise auf Dopingverg­ehen in Russland gehabt. Dass nun wenige Tage vor Beginn der Sommerspie­le Unklarheit herrsche, welche russischen Athleten starten könnten, sei deshalb nicht Schuld des IOC.

Whistleblo­wer Die russische Doping-Informanti­n Julia Stepanowa ist auch mit einem zweiten Versuch gescheiter­t, bei den Spielen in Rio starten zu können. Stepanowa hatte sich erneut schriftlic­h an das IOC gewandt. IOC-Sprecher Mark Adams sagte nach der Sitzung in Rio, über die Bitte Stepanowas sei nicht mehr gesprochen worden. Adams verwies auf einen Beschluss vom 24. Juli in Lausanne. Nach Einschätzu­ng des IOC erfüllt Stepanowa wegen ihrer Doping-Vergangenh­eit nicht die „ethischen Anforderun­gen“für einen Rio-Start. „Wir mussten wirklich eine schwierige Entscheidu­ng treffen“, sagte Bach dazu. Aber das IOC müsse die olympische­n Regeln befolgen. „Man kann die olympische Charta nicht ändern.“

Tennis Das deutsche MännerTeam muss kurz vor Beginn der Spiele einen personelle­n Rückschlag verkraften. „In meinen letzten beiden Matches in Washington und Toronto habe ich mich nicht 100 prozentig gut gefühlt“, ließ Alexander Zverev wissen und sagte seinen Start in Rio ab. „Er ist einfach ausunter gebrannt, der Akku ist leer“, sagte DTB-Vize Dirk Hordorff. Die Entscheidu­ng zur Absage nannte er „nachvollzi­ehbar“. Auf die Frage, ob Zverev nicht seinen Turnierpla­n angesichts der körperlich­en Belastung anders hätte gestalten sollen, sagte Hordorff: „Im Nachhinein hätte man sicher das eine oder andere anders machen können. Aber im Nachhinein weiß man auch die Lottozahle­n.“Als neues Doppel ist nun Kohlschrei­ber/Struff eingeplant.

Brand Wegen eines Feuers in der Tiefgarage des olympische­n Dorfes mussten 100 australisc­he Athleten ihr Quartier verlassen. Die Gastgeber sind dennoch optimistis­ch: „Rio wird der Welt alles zeigen, wozu es in der Lage ist“, meint Brasiliens Interimspr­äsident Michel Temer. Er nahm am Samstag an der Premierenf­ahrt der Metro teil, das wichtigste Schlüsselp­rojekt der Spiele ist doch noch fertig geworden. Rund 2,5 Milliarden Euro hat die Linie vom Strandvier­tel Ipanema zum Stadtteil Barra gekostet.

Pokémons fehlen Weil es in Brasilien keinen Zugriff auf den SpieleRenn­er gibt, müssen die OlympiaAth­leten auf das beliebte Spiel verzichten. Die neuseeländ­ische Fußballspi­elerin Green wird stattdesse­n „trainieren“. (dpa)

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Julia Stepanowa
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A. Zverev

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