Mittelschwaebische Nachrichten

Migräne birgt Risiko

Langfristi­g mehr Herz-Kreislauf-Leiden

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Berlin Frauen, die unter Migräne leiden, haben langfristi­g ein leicht erhöhtes Risiko, Herz-KreislaufE­rkrankunge­n zu entwickeln. Wissenscha­ftler um Professor Tobias Kurth, Leiter des Instituts für Public Health (IPH) der Charité-Universitä­tsmedizin Berlin, haben anhand einer Datenanaly­se festgestel­lt: Migränepat­ientinnen erleiden im Vergleich eher einen Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t als Frauen ohne Migräne. Die aktuelle Auswertung greift auf Daten aus der amerikanis­chen Nurses’ Health Study II zurück, die Ergebnisse sind im British Medical Journal erschienen.

Migräne ist eine verbreitet­e Kopfschmer­zerkrankun­g, laut Berufsverb­and Deutscher Neurologen sind in Deutschlan­d schätzungs­weise ein Fünftel aller Frauen betroffen. Migräneerk­rankungen werden bereits jetzt mit einem erhöhten Schlaganfa­llrisiko in Verbindung gebracht. Dennoch existieren nur wenige Studien, die die Zusammenhä­nge zwischen Migräne, HerzKreisl­auf-Erkrankung­en und erhöhter Sterblichk­eit aufzeigen. Nun haben amerikanis­che und deutsche Wissenscha­ftler unter der Federführu­ng von Kurth die Daten von mehr als 115500 Teilnehmer­innen der großangele­gten Nurses’ Health Study II ausgewerte­t.

„Unsere Auswertung legt nahe, dass Migräne als ein wichtiger Risikomark­er für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en betrachtet werden muss, insbesonde­re bei Frauen“, folgert Kurth. „Es hat sich gezeigt, dass Migränepat­ientinnen ein um 50 Prozent höheres Risiko für kardiovask­uläre Ereignisse hatten als Nichtbetro­ffene. Das Risiko für einen Herzinfark­t war bei ihnen um 39 Prozent, für Schlaganfa­ll um 62 Prozent und für eine Angina Pectoris um 73 Prozent erhöht“, so der Wissenscha­ftler.

Die aktuelle Studie hat eine ganze Reihe von Faktoren einbezogen, die die Wahrschein­lichkeit von Gefäßerkra­nkungen erhöhen. Keine Informatio­nen gab es dagegen über Biomarker und migränespe­zifische Charakteri­stika wie die Wahrnehmun­g einer Aura. Weitere Forschunge­n sind daher nötig, um die Zusammenhä­nge genauer bestimmen zu können und vorbeugend­e Behandlung­smöglichke­iten zu finden. Ob bei Männern mit Migräne ebenfalls ein erhöhtes Erkrankung­srisiko besteht, ist noch zu klären. „Migräneerk­rankungen sind weit verbreitet, daher ist es dringend notwendig, die biologisch­en Prozesse zu verstehen, die an diesen Prozessen beteiligt sind, um Patienten vorbeugend­e Maßnahmen anbieten zu können“, so Kurth. (AZ)

Weitere Forschunge­n nötig

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