Mittelschwaebische Nachrichten
Nur in Diktaturen
Zu „Jetzt trifft es die Journalisten“(Politik) vom 29. Juli: 18 000 Festnahmen, wahllos, wer nicht ins Bild des Herrn Erdogan passt, wird weggesperrt. Alles unter dem Deckmantel, Anhänger Gülens zu sein. Und dann auch noch die Forderung, Deutschland solle ihm missliebige Personen ausliefern. Die Einführung der Todesstrafe soll mittels Volksentscheid herbeigeführt werden. Das Ergebnis dürfte damit feststehen. Ja, dann kann Herr Erdogan sich auf Volkes Meinung beziehen. Er ist und bleibt Demagoge. Unliebsame Richter, Staatsanwälte, Lehrer, Polizisten, Soldaten so mir nichts, dir nichts zu entlassen und ggf. verhaften, Privateigentum beschlagnahmen, Zeitungen, Fernseh- und Radiosender schließen, nur weil die Journalisten nicht stromlinienförmig sind, wo gibt es das? Nur in Diktaturen.
Presse- und Meinungsfreiheit ist in der Türkei ein Fremdwort, Folter scheint es auch zu geben, all das nicht erst seit kurzem. Und wir schauen zu, weil die Türkei ach so wichtig ist, um das Flüchtlingsproblem zu lösen und ein verlässlicher Nato-Partner ist. Egal, was Herr Erdogan anstellt, er ist ja vom Volk gewählt, da kann man alles machen. Was mich noch mehr überrascht sind die „Pro-Erdogan-Demonstrationen“der in Deutschland lebenden Türken. Sie müssten doch wissen, welche Freizügigkeit unser Land im Gegensatz zur Türkei gewährt. Helmut Hitscherich, Kempten