Mittelschwaebische Nachrichten
Happy End im Hause Ecclestone
Es war eine schwierige Woche für den Formel-1-Chef und seine Frau: Polizei-Spezialkräfte befreien seine 67-jährige Schwiegermutter aus den Händen der Geiselnehmer
Rio de Janeiro Nach acht Tagen der Angst kann Aparecida Schunck Flosi ihre Familie wieder in die Arme schließen. In der Nacht zum Montag hat eine Spezialeinheit der brasilianischen Polizei in São Paulo die 67 Jahre alte Schwiegermutter von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, 85, aus der Gewalt ihrer Entführer befreit. Unverletzt und in gesundheitlich gutem Zustand, wie aus Polizeiquellen zu erfahren war.
Bei der Befreiungsaktion gingen den Beamten auch die beiden mutmaßlichen Geiselnehmer ins Netz. Sie wurden anschließend wie in Brasilien üblich den Medien bei einem Fototermin der Presse vorgeführt. Schunck selbst äußerte sich nur kurz in einer Stellungnahme: „Ich habe den Geiselnehmern gesagt, sie sollen niemanden entführen, weil sie gefangen werden.“Ihre Tochter Fabiana, die seit 2012 mit Ecclestone verheiratet ist, war eigens in die Polizeistation in São Paulo geeilt.
Vor gut einer Woche waren zwei bewaffnete Männer in das Haus des Entführungsopfers eingedrungen. Sie gaben sich als Möbellieferanten aus, um sich Zutritt über den Lieferanteneingang zu verschaffen. Das deutete darauf hin, dass die Entführer sehr gut informiert waren und offenbar Telefongespräche und E-Mail-Verkehr der Familie ausspionierten. Die Gangster entführten das Opfer mit seinem eigenen Auto, danach verlor sich die Spur.
Wie genau die Polizei den Tätern auf die Spur kam, ist noch unbekannt. Unbestätigt blieben bislang auch die Meldungen über eine Löse- geldforderung in Höhe von umgerechnet 30 Millionen Euro. Das Geld wurde angeblich auch nicht bezahlt.
Die Familie Schunck ist äußerst wohlhabend, die Eltern arbeiteten bereits lange vor der Hochzeit von Fabiana mit dem Formel-1-Imperium Ecclestones zusammen. Die 42 Jahre jüngere Ehefrau Ecclestones hatte sich zuvor um die Rechteverwertung der Formel 1 gekümmert. Allerdings vermied die Familie eine allzu offensive Darstellung in der Öffentlichkeit. Das hat seinen Grund, denn in Brasilien werden Angehörige von Sportstars immer wieder Opfer von Entführungs- und Erpressungsversuchen. Vor zwölf Jahren wurde die Mutter von Fußballstar Robinho, Marina Souza, von Kidnappern entführt und 41 Tage lang gefangen gehalten. Am 17. Dezember 2004 wurde sie im Armenviertel von Perús ebenfalls in São Paulo gegen Zahlung eines Lösegeldes von 54000 Euro freigelassen.
Unmittelbar vor dem Start der Olympischen Spiele ist diesmal ein spektakulärer Entführungsfall glimpflich abgelaufen. Für die Olympia-Macher ist die Berichterstattung über den prominenten Entführungsfall unangenehm. Innenminister Alexandre de Moraes sieht trotz jüngster Meldungen über angebliche Terrorvorbereitungen einer brasilianischen Zelle des Islamischen Staates die Gefahr eher in der Alltagskriminalität: „Die Kriminalität ist für die Spiele eine größere Sorge als der Terrorismus.“Der Fall Aparecida Schunck bestätigt seine Befürchtungen.