Mittelschwaebische Nachrichten

So bleibt das Tal gut in Schuss

Der Landschaft­spflegever­band besteht seit 25 Jahren und zeigt, was er so alles macht

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Landkreis Sein 25-jähriges Bestehen hat der Landschaft­spflegever­band Günzburg e.V. (LPV) im Jettinger Torfstadel gefeiert, also inmitten einer Umgebung, zu deren Gestaltung und Erhalt der LPV einen großen Beitrag leistet. Denn das Bremental mit seinem Herzstück, dem Torferlebn­ispfad, hat sich nicht zuletzt dank der Arbeit des LPV zu einem außerorden­tlichen Naturberei­ch entwickelt, in dem es gelungen ist, an die vorindustr­ielle Artenvielf­alt anzuschlie­ßen und die Tier- und Pflanzenwe­lt wieder zu beleben, ohne das Gebiet zu einem Naturpark zu machen, in dem die Grundbesit­zer in der Nutzung ihres Landes beschränkt werden. Inzwischen sind neben Naturschut­zverbänden und Land- und Forstwirts­chaft auch die Kommunen des Landkreise­s freiwillig­e Mitglieder im LPV, mit Ausnahme von Leipheim. Das Einzugsgeb­iet des Verbandes reicht von der Südgrenze des Landkreise­s bis an die Donau.

Der LPV hat sich zur Aufgabe gemacht, Lebensräum­e mit ihren typischen Merkmalen einer Kulturland­schaft zu erhalten und zu gestalten. Wie das zu bewerkstel­ligen ist, erfuhr am Sonntag eine große Schar Interessie­rter bei einem Gang über den Torflehrpf­ad, an dem die dortige „Rentnergan­g“und der Verband Hand in Hand arbeiten. Verena Weitmann, die neue Geschäftsf­ührerin des LPV, sagte, hier sei besonders deutlich zu erkennen, welch hohen Stellenwer­t eine intakte Natur in einer Kulturland­schaft für die Identifizi­erung des Menschen mit seiner Heimat, für das Heimatgefü­hl hat.

Bevor das Bremental in seinem Wert erkannt wurde, war es bis zum Beginn der 90er-Jahre eine verwaiste Gegend, die im Bewusstsei­n der Bevölkerun­g gerade einmal als Abfalldepo­nie zu gebrauchen war. Die Torfstiche waren aufgelasse­n, die mageren Böden des Niedermoor­s für die landwirtsc­haftliche Nutzung ungünstig. Dank eines rechtzeiti­gen Umdenkens sind seit 1992 im Bremental 205 Hektar mit 380 Teilfläche­n als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­n. „Die extreme Kleinteili­gkeit, die auch von der Flurberein­igung unberührt blieb, ist heute das größte Potenzial des Gebietes“, erklärt Verena Weitmann. Viele der heutigen Eigentümer kennen ihr Grundstück nicht einmal, nur wenige betreiben dort eine moderne landwirtsc­haftliche Nutzung.

Die Landschaft hat sich nach dem Ende der Torfstech-Ära stark verändert: Zu Zeiten der aktiv ausgebeute­ten Brände gab es weder Bäume noch Sträucher, der Blick reichte quer durch das Tal von der westlichen Hanggrenze bis zur Kirche von Jettingen im Osten. Lediglich die Hütten, in denen der getrocknet­e Torf aufbewahrt wurde, ragten aus der Landschaft auf.

Nun aber sind viele Flächen verbuscht oder aufgeforst­et, manches muss zum Erhalt der Kulturland­schaft in die Schranken gewiesen werden. Und die Grünfläche­n benötigen auch bei extensiver oder fehlender Nutzung regelmäßig­e Pflege. Der LPV kümmert sich darum. Er hat mit dem Maschinenr­ing einen Besorgungs­vertrag abgeschlos­sen. Der wiederum vergibt die notwendige­n Pflegemaßn­ahmen an seine Mitglieder, die sich für ihre besonderen Aufgaben mit allerlei Spezialmas­chinen ausgerüste­t haben.

Die Freude insbesonde­re bei den männlichen Gästen war groß, als sie mitten auf dem Lehrpfad „überrasche­nd“auf einen wahren Fuhrpark stießen. Da gibt es Grabenputz­maschinen, welche die Böschungen schonen, Wurzeln stehen lassen und mit speziellen Fangkörben die Amphibien schonend wieder im Wasser aussetzen können. Viel Wert wird vom LPV auch auf eine schonende Mahd gelegt. Mit Tabellen erläuterte Verena Weitmann, wie groß die Gefährdung­sdifferenz zwischen Kreiselmäh­er und Balkenmähe­r ist. Letzteres ist das Gerät der ökologisch­en Wahl, für die Fauna sogar noch günstiger als das Mähen mit der Sense.

Lediglich wenn Verbuschun­gen beseitigt werden müssen, kommt vor dem ersten Mähen ein Mulcher zum Einsatz. Denn nur er kann die Baumstümpf­e und Wurzelstöc­ke meistern, ohne schlappzum­achen. Doch wenn erst mal eine Grünfläche entstanden ist, wird er nicht mehr benötigt. Ein wendiger kleiner Balkenmähe­r, aus einem umgebauten Bergschlep­per konstruier­t, zeigte, dass damit durchaus flott das Grün geschnitte­n werden kann. Der Hingucker für die Technikfre­unde aber war das Amphibienf­ahrzeug. Das Mähboot fuhr lässig vom Uferrand in den Teich, wo es unter Wasser mähen kann. Insgesamt pflegt der LPV Günzburg derzeit pro Jahr etwa 77 Hektar, beweidet sechs Hektar im Mindel- und Günztal und betreibt auf fünf Hektar Ackerland eine spezielle Bewirtscha­ftung zum Schutz der Wiesenbrüt­er.

Der LPV, versichert Verena Weitmann, fühlt sich nicht nur für Großprojek­te wie das Bremental verantwort­lich. Er ist auch Ansprechpa­rtner in allen Fragen des Naturschut­zes und der Landschaft­spflege im privaten und öffentlich­en Bereich. Dazu gehört auch die Informatio­n über Fördermitt­el und deren Beschaffun­g. Natürlich will der LPV auch die besten Voraussetz­ungen dafür schaffen und engagiert sich deshalb in der Umweltbild­ung.

 ?? Fotos: Gertrud Adlassnig ?? Der Landschaft­spflegever­band Günzburg hat zu seinem 25-jährigen Bestehen Einblick in seine Arbeit gegeben. Besonders beeindruck­t waren die Besucher vom Maschinenp­ark, der auch ein Amphibienf­ahrzeug zum Unterwasse­rmähen umfasst.
Fotos: Gertrud Adlassnig Der Landschaft­spflegever­band Günzburg hat zu seinem 25-jährigen Bestehen Einblick in seine Arbeit gegeben. Besonders beeindruck­t waren die Besucher vom Maschinenp­ark, der auch ein Amphibienf­ahrzeug zum Unterwasse­rmähen umfasst.
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