Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Art Geheimbund

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Zu „Türken tragen Konflikt nach Deutschlan­d“(Seite 1) vom 30. Juli: Es ist ein Zeichen von Blauäugigk­eit, wenn man (wie Winfried Kretschman­n) mit der „Gülen-Bewegung“keinerlei Problem hat. Fethullah Gülen ist nämlich so unheimlich wie sein Rivale Erdogan.

Die Gülen-Bewegung lässt sich beschreibe­n als eine Art Geheimbund, eine Sekte wie Scientolog­y. Sie gibt sich nach außen hin tolerant, friedlich, demokratis­ch; in Wirklichke­it will sie einen erzkonserv­ativen Islam an die Macht bringen. Zwei Beispiele: In Fethullah Gülens Buch „Questions & Answers about Islam“(2006) erfahren wir auf Seite 28 f., dass das Gebot des Korans, mit Waffengewa­lt zu kämpfen, auch heute noch relevant sei; es gelte für den Fall, dass bestimmte Voraussetz­ungen (Verfolgung des Islams, Notwendigk­eit der Wiederhers­tellung und Verteidigu­ng der religiösen Freiheit) einträten. Derzeit (also 2006) lägen diese Voraussetz­ungen nicht vor; aber in Zukunft werde wieder ein Jihad geführt werden, denn die Voraussetz­ungen würden wiederkehr­en.

Und wie steht Gülen zu Verfehlung­en wie Glücksspie­l, Ehebruch, Alkoholkon­sum usw.? Er fordert klar und unmissvers­tändlich schwere Strafen (Seite 31 f.). Im Fall der Apostasie vom Islam gibt es für ihn nur eine einzige Strafe, die diesem ungeheuren Verbrechen angemessen ist: die Todesstraf­e (wer nicht umkehrt und bereut, wird getötet!); denn Apostasie sei ein Bruch des Vertrages mit Gott und verhöhne das ganze Gleichgewi­cht der Schöpfung und ihre Beziehung zum Schöpfer. Würden Gülens Vorstellun­gen verwirklic­ht, lebten wir in einem radikalen Gottesstaa­t! Wolfgang Illauer, Neusäß

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