Mittelschwaebische Nachrichten

Vorkochen für Fortgeschr­ittene

Der Trend heißt „Meal Prep“. Dass sich dadurch Zeit und Geld sparen lässt, wissen Großmütter schon lange

- VON VERENA MÖRZL

Augsburg Schnippeln, Brutzeln, Knipsen: Ein neuer Trend schleicht sich aus dem Internet in die Deutschen Küchen. Das neue Ding nennt sich „Meal Prep“und ist nichts anderes als Vorkochen. Eigentlich, denn so ein bisschen anders ist es schon.

Die Großmütter haben Recht, wenn sie denken, das war doch alles schon mal da. Jetzt allerdings folgt eine Renaissanc­e alter Tugenden. So nennen sich Vorkocher „Meal Prepper“. Was früher vor allem praktisch und in Großfamili­en wichtig war, wird heute im Internet als Gesundheit­sund Fitnesstre­nd beworben. Abgeleitet wird der Trend aus dem Englischen, aus „meal preperatio­n“, zu deutsch „Essensvorb­ereitung“. Nach dem Schneiden des Gemüses und dem Zubereiten in der Pfanne wird das vorgekocht­e Essen hübsch verpackt und fotografie­rt. Beliebt sind Einweckglä­ser mit Schleifche­n. Die Meal Prepper stellen die Bilder dann in die sozialen Netzwerke. Neben all dem Hype gewinnen Ernährungs­experten dem „Meal Prep“tatsächlic­h viel Gutes ab: Es spart Zeit, Geld und ist überdies noch gesund.

Heike Pietsch ist geprüfte Fachhauswi­rtschafter­in aus Augsburg. Zu ihrem Job gehört auch das Vorkochen. Allerdings knipst sie anschließe­nd keine Bilder des Essens für das Internet, zumal es gar nicht ihr eigenes Essen ist. Sie besucht Senioren und bereitet deren Mahlzeiten für den Rest der Woche vor.

Pietsch kann den Trend gut nachvollzi­ehen. Schließlic­h wartet das personalis­ierte Lieblingse­ssen nach einem anstrengen­den Arbeitstag daheim. Behältnis auf, anrichten, aufwärmen, fertig. „Man kommt nach Hause und hat Hunger. Dann esse ich das Vorgekocht­e und hole mir nicht irgendwas aus der Bude nebenan“, sagt Pietsch.

Und noch einen Vorteil hat das Vorkochen in den Augen der Expertin: Die Küche werde nicht ständig schmutzig. Putzen muss man nur am Vorbereitu­ngs-Tag. Weil sich „Meal-Prepper“vorher überlegen was sie kochen, können sie geplanter und strukturie­rter einkaufen. Dadurch sparen sie – auf das Jahr gerechnet – eine ordentlich­e Summe Geld ein. Diese Art des Kochens bietet also viele Vorteile – zumindest für diejenigen, die sich Zeit nehmen wollen. Trotzdem war das Vorkochen lange Zeit unbeliebt. Pietsch sieht den Fast-Food-Trend als Ursache dafür. Doch nach ihren Erkenntnis­sen ernähren sich Menschen immer bewusster und kochen deshalb vor.

Für Antje Gahl von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung wollen auch viele wissen, was in ihrem Essen steckt. Sie sieht darin einen weiteren Vorteil des „MealPreppi­ngs“. Vor allem Lebensmitt­elallergik­er seien immer mehr auf individuel­le Nahrung angewiesen. Gahl glaubt, dass die Küche wieder zum Lebensmitt­elpunkt wird, um etwas kreatives zu tun.

Zur längeren Aufbewahru­ng sind einige Lebensmitt­el besser geeignet, andere schlechter. Linsen, Erbsen, Bohnen, Amaranth, Quinoa oder Reis halten sich gut. Mit gebratenem, mageren Fleisch oder Haferflock­en machen Hobbyköche ebenfalls nichts falsch. Nudeln zu verwenden hält Gahl für schwierig, weil sie im Kühlschran­k matschig werden. Gleiches gilt für Kartoffeln, die beim Aufwärmen an Geschmack einbüßen. Geschmacks-Gewinner des Aufwärmens, sagt die Expertin, seien Eintöpfe oder Chilis.

Apropos Aufwärmen, es gibt Mythen, die Gahl aus der Welt schaffen will: Sowohl Spinat als auch Pilze ließen sich problemlos aufwärmen, könnten doch Lebensmitt­el anders als früher besser gekühlt werden.

 ?? Foto: Fotolia ?? Vorkochen spart Geld, Zeit und ist zudem noch gesund.
Foto: Fotolia Vorkochen spart Geld, Zeit und ist zudem noch gesund.

Newspapers in German

Newspapers from Germany