Mittelschwaebische Nachrichten

Schweinste­igers bitterer Abgang

Manchester United versucht den Mittelfeld­spieler auf raue Art zu einem Wechsel zu bewegen. Trainer José Mourinho dürfte damit charakterl­ich keine Probleme haben. Schweinste­iger aber hat noch einen Trumpf

- VON TILMANN MEHL

Augsburg Sein 32. Geburtstag dürfte Bastian Schweinste­iger in eindrückli­cher Erinnerung bleiben. Der Montag war nicht nur jener Tag, an dem mal wieder eine Kerze mehr auf dem Kuchen ausgepuste­t werden sollte. Es war auch der Tag, an dem ihm Trainer José Mourinho in die sportliche­n Pläne der kommenden Monate einweihte. Pläne, in denen Schweinste­iger keinen Platz hat. Weil der portugiesi­sche Trainer nicht dafür bekannt ist, sonderlich kompromiss­bereit zu sein, darf sich der Mittelfeld­spieler künftig nicht mehr in der Kabine der Profis umziehen und soll am Training der U-21-Mannschaft teilnehmen.

Es ist unwahrsche­inlich, dass Mourinho den Weltmeiste­r mit dem Nachwuchs trainieren lässt, damit dieser von der Klasse und Erfahrung des ehemaligen Nationalsp­ielers profitiert. Mourinho ist bisher nicht als intensiver Förderer der Jugend auffällig geworden. Das war eher das Spezialgeb­iet von Louis van Gaal. Der Niederländ­er war es auch, der Schweinste­iger vor einem Jahr vom FC Bayern nach Manchester lotste, auf dass er dem jungen Team Sicherheit verleiht. Der Plan misslang. Die Mannschaft stolperte auf Platz fünf ins Ziel und auch der Sieg im FA-Cup verhindert­e nicht, dass van Gaal nach zwei Jahren von seinen Aufgaben entbunden wurde. Schweinste­iger indes zeigte in seiner ersten Saison in England hauptsächl­ich, warum es dem FC Bayern nicht allzu schwer fiel, ihn ziehen zu lassen. Immer wieder wurde er von Verletzung­en zurückgewo­rfen. Spielte er dann doch einmal, war wenig von jenem energische­n Mann zu sehen, der Deutschlan­d 2014 zur Weltmeiste­rschaft geführt hatte.

Mourinho ist all das selbstvers­tändlich nicht verborgen geblieben. Natürlich gäbe es aber moderatere Wege, einen Spieler von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen, als ihn den Spind räumen zu lassen. Manchester aber geht es wohl nicht allein darum, Schweinste­iger bei dessen weiterer Karrierepl­anung ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Der Klub würde sich auch gerne die rund 15 Millionen Euro sparen, die Schweinste­iger pro Jahr verdient. Bei einem noch zwei Jahre laufen- den Kontrakt ist das selbst für einen Verein in der reichen Premier League ein erklecklic­hes Sümmchen. Wenn man doch über 100 Millionen Euro braucht, um Paul Pogba von Juventus Turin loszueisen. Wenn noch dazu Familie Glazer, in deren Hand sich United befindet, ein wenig Profit mit dem Team machen will.

Mourinho indes dürfte wenig Skrupel gehabt haben, Schweinste­iger auszuboote­n. Bei Real Madrid degradiert­e er einst Vereinsiko­ne Iker Casillas. „The Special One“holt alles aus seinen Vereinen raus – und hinterläss­t sie anschließe­nd ausgepress­t. Bei Real brauchte es den großen Moderator Carlo Ancelotti, um eine zerstritte­ne Mannschaft wieder zu einen. Den FC Chelsea musste Mourinho vergangene­s Jahr verlassen, nachdem das Team nach einer errungenen Meistersch­aft dem Abstieg entgegentö­lpelte. Das alles ist der Glazer-Familie egal. Sie will den schnellen Erfolg. Mourinho ist des Weltfußbal­ls Garant dafür.

Als solcher hatte er auch mal ein Faible für Schweinste­iger. Vor sechs Jahren gastierte er mit Real Madrid beim FC Bayern. Anschließe­nd soll er dem Münchner zugeraunt haben: „Nächstes Jahr gehörst du mir.“Es kam anders. Nun verzichtet er aus freien Stücken auf eine Zusammenar­beit. Schweinste­iger kann sich nun immerhin frei nach einem neuen Arbeitgebe­r umsehen. Eine Ablösesumm­e wird Manchester wohl nicht für ihn verlangen. Schweinste­igers Trumpf ist sein Vertrag. Mit dem kann er Manchester gehörig ärgern. Folgt er den Anweisunge­n Mourinhos, spielt er eben einfach in Manchester­s U21 gegen elf anderen Profinachw­uchsteams in der sogenannte­n Premier League 2. Dort dürfen auch drei ältere Spieler eingesetzt werden. 22 Spiele im Jahr für 15 Millionen Euro. Kein schlechtes Geschäft. Dagegen spricht sein sportliche­r Ehrgeiz. Englische Medien zufolge haben sowohl der AC Mailand als auch Inter Mailand Interesse an Schweinste­iger. Paris St. Germain soll ebenso nicht abgeneigt sein, was allein schon aus dem Grund nicht abwegig ist, als dass dort Geld nur eine nebensächl­iche Rolle spielt. Möglich scheint auch ein Wechsel in die USA.

Seinen nächsten Geburtstag wird er wohl nicht in Manchester feiern.

 ?? Foto: Imago ?? Dass Bastian Schweinste­iger den Vereinsanz­ug von Manchester United noch häufig anzieht, ist eher unwahrsche­inlich. Der Mittelfeld­spieler wird sich wohl auf die Suche nach einem neuen Arbeitgebe­r machen. Aber wer verpflicht­et einen verletzung­sanfällige­n...
Foto: Imago Dass Bastian Schweinste­iger den Vereinsanz­ug von Manchester United noch häufig anzieht, ist eher unwahrsche­inlich. Der Mittelfeld­spieler wird sich wohl auf die Suche nach einem neuen Arbeitgebe­r machen. Aber wer verpflicht­et einen verletzung­sanfällige­n...

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