Mittelschwaebische Nachrichten
Eine wunderschöne Zeitreise in die Zwanzigerjahre
Exotische Köstlichkeiten, edle Abendgarderobe und Erinnerungen an die Comedian Harmonists
Breitenthal An diesem Abend fühlt man sich, als wäre man in die Zwanzigerjahre zurückversetzt worden: Im Gut Glaserhof, einem malerischen Ausflugsort und Antiquitätengeschäft, findet die Veranstaltung „Abendrot und Wunderschön“statt.
Im Eingangsbereich steht Maria Pollack hinter der Theke, hier finden wir sowohl moderne als auch altmodische Geschenkartikel wie duftende Seifen oder Notizblöcke im Jugendstil.
Beim Schlendern durch die alten Räume ist alte Musik von Heinz Rühmann und den Comedian Harmonists zu hören. Die zahlreichen Besucher drängen sich wegen des kurzen Regenschauers an den durchaus hochpreisigen, aber zauberhaft altmodischen Einrichtungsgegenständen vorbei.
Zwei Frauen erzählen, dass sie für diesen Abend erst geplant hatten, in ein Restaurant zu gehen, dann aber glücklicherweise – wie sie sagen – von diesem Abendprogramm gehört haben.
Exotische Köstlichkeiten und edle Weine locken die meisten Gäste nach einem ersten Rundgang zu den Bars und Essständen. Neben farbenfrohen Cocktails und klassischen Gerichten werden auch außergewöhnliche Spezialitäten, wie beispielsweise Bretonische Austern serviert.
Eine dreiköpfige Band, wie die anderen Veranstalter ebenfalls in Abendgarderobe aus den Goldenen Zwanzigern, erzeugten schon beim Eintreten und während des Sektempfangs eine schöne Stimmung.
Man trifft Menschen aus mindestens drei Generationen, teils auch sehr edel gekleidet, wie sie gemeinsam die zum Verkauf stehenden Stücke des Antikwerks begutachten. Bei dem Anblick von alten Bettflaschen, Schreibmaschinen und Biedermeierschränken schlägt so manches Herz höher. Zu sehen ist auch ein Apothekerschrank aus den Dreißigern und eine Lampe, deren runder Fuß an einen Medizinball erinnert. Vermutlich hätte auch Anny, die im Zeitraum von 1953 bis 1959 aus dem Allgäu an einen gewissen Hans schrieb, nie gedacht, dass eine Auswahl der Postkarten einmal im Glaserhof zum Verkauf angeboten werden würde.
Sogar Briefmarkensammler oder Porzellanliebhaber finden hier ihr Glück. Manche Gäste sind Stammkunden, andere hingegen träumen davon, sich ihre Häuser in diesem Stil einzurichten.
Auch Veronika Kahle, einer Gewandmeisterin aus Ulm, merkt man ihre Begeisterung für die Vergangenheit an. Mit ihrem eigenen Kostümhaus stattet sie Hochzeiten und Abendveranstaltungen wie diese aus. Sie erzählt uns, wie die Frauen der Zwanzigerjahre anfingen, Haare und Röcke zu kürzen und sogar das Rauchen für sie salonfähig wurde. Speziell für „Abendrot und Wunderschön“wählte sie diese Epoche, da sie ihrer Meinung nach gut mit dem Glaserhof harmoniert. In einem Teil des Gebäudes stellt sie edle Abendgarderobe aus, die auch zum Anprobieren einlädt.
Ein Jahr lang für die Veranstaltung geplant
Ein ganzes Jahr Planung steckt hinter „Abendrot und Wunderschön“. Die Besitzer des Glaserhofs, Marc und Maria Pollack, veranstalten zwar häufig Abendprogramme, bisher jedoch noch nie zu diesem Thema. Für sie ist es eine gelungene Abwechslung und eine schöne Möglichkeit, den Hof mit seinem parkähnlichen Garten sinnlich ansprechend zu präsentieren.
Selbst nachdem wir an diesem Abend den Glaserhof verlassen haben, hängen wir – wie sicherlich viele andere Gäste auch – mit unseren Gedanken insgeheim noch immer noch in der Welt der Roaring 20s und erwarten, dass jeden Moment ein Charleston tanzendes Pärchen an uns vorbeizieht.