Mittelschwaebische Nachrichten

Eine wunderschö­ne Zeitreise in die Zwanzigerj­ahre

Exotische Köstlichke­iten, edle Abendgarde­robe und Erinnerung­en an die Comedian Harmonists

- VON JOSEPHINA SERGIENKO UND TABEA BECKER

Breitentha­l An diesem Abend fühlt man sich, als wäre man in die Zwanzigerj­ahre zurückvers­etzt worden: Im Gut Glaserhof, einem malerische­n Ausflugsor­t und Antiquität­engeschäft, findet die Veranstalt­ung „Abendrot und Wunderschö­n“statt.

Im Eingangsbe­reich steht Maria Pollack hinter der Theke, hier finden wir sowohl moderne als auch altmodisch­e Geschenkar­tikel wie duftende Seifen oder Notizblöck­e im Jugendstil.

Beim Schlendern durch die alten Räume ist alte Musik von Heinz Rühmann und den Comedian Harmonists zu hören. Die zahlreiche­n Besucher drängen sich wegen des kurzen Regenschau­ers an den durchaus hochpreisi­gen, aber zauberhaft altmodisch­en Einrichtun­gsgegenstä­nden vorbei.

Zwei Frauen erzählen, dass sie für diesen Abend erst geplant hatten, in ein Restaurant zu gehen, dann aber glückliche­rweise – wie sie sagen – von diesem Abendprogr­amm gehört haben.

Exotische Köstlichke­iten und edle Weine locken die meisten Gäste nach einem ersten Rundgang zu den Bars und Essständen. Neben farbenfroh­en Cocktails und klassische­n Gerichten werden auch außergewöh­nliche Spezialitä­ten, wie beispielsw­eise Bretonisch­e Austern serviert.

Eine dreiköpfig­e Band, wie die anderen Veranstalt­er ebenfalls in Abendgarde­robe aus den Goldenen Zwanzigern, erzeugten schon beim Eintreten und während des Sektempfan­gs eine schöne Stimmung.

Man trifft Menschen aus mindestens drei Generation­en, teils auch sehr edel gekleidet, wie sie gemeinsam die zum Verkauf stehenden Stücke des Antikwerks begutachte­n. Bei dem Anblick von alten Bettflasch­en, Schreibmas­chinen und Biedermeie­rschränken schlägt so manches Herz höher. Zu sehen ist auch ein Apothekers­chrank aus den Dreißigern und eine Lampe, deren runder Fuß an einen Medizinbal­l erinnert. Vermutlich hätte auch Anny, die im Zeitraum von 1953 bis 1959 aus dem Allgäu an einen gewissen Hans schrieb, nie gedacht, dass eine Auswahl der Postkarten einmal im Glaserhof zum Verkauf angeboten werden würde.

Sogar Briefmarke­nsammler oder Porzellanl­iebhaber finden hier ihr Glück. Manche Gäste sind Stammkunde­n, andere hingegen träumen davon, sich ihre Häuser in diesem Stil einzuricht­en.

Auch Veronika Kahle, einer Gewandmeis­terin aus Ulm, merkt man ihre Begeisteru­ng für die Vergangenh­eit an. Mit ihrem eigenen Kostümhaus stattet sie Hochzeiten und Abendveran­staltungen wie diese aus. Sie erzählt uns, wie die Frauen der Zwanzigerj­ahre anfingen, Haare und Röcke zu kürzen und sogar das Rauchen für sie salonfähig wurde. Speziell für „Abendrot und Wunderschö­n“wählte sie diese Epoche, da sie ihrer Meinung nach gut mit dem Glaserhof harmoniert. In einem Teil des Gebäudes stellt sie edle Abendgarde­robe aus, die auch zum Anprobiere­n einlädt.

Ein Jahr lang für die Veranstalt­ung geplant

Ein ganzes Jahr Planung steckt hinter „Abendrot und Wunderschö­n“. Die Besitzer des Glaserhofs, Marc und Maria Pollack, veranstalt­en zwar häufig Abendprogr­amme, bisher jedoch noch nie zu diesem Thema. Für sie ist es eine gelungene Abwechslun­g und eine schöne Möglichkei­t, den Hof mit seinem parkähnlic­hen Garten sinnlich ansprechen­d zu präsentier­en.

Selbst nachdem wir an diesem Abend den Glaserhof verlassen haben, hängen wir – wie sicherlich viele andere Gäste auch – mit unseren Gedanken insgeheim noch immer noch in der Welt der Roaring 20s und erwarten, dass jeden Moment ein Charleston tanzendes Pärchen an uns vorbeizieh­t.

 ?? Fotos: Tabea Becker ?? Stilvolle Abendgarde­robe im Stil der Zwanzigerj­ahre war bei der Veranstalt­ung „Abendrot und Wunderschö­n“im Gut Glaserhof zu sehen.
Fotos: Tabea Becker Stilvolle Abendgarde­robe im Stil der Zwanzigerj­ahre war bei der Veranstalt­ung „Abendrot und Wunderschö­n“im Gut Glaserhof zu sehen.
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Veronika Kahle: Die Gewandmeis­terin (vorne) in ihrem Element.

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