Mittelschwaebische Nachrichten
Alko stockt auf und baut gleichzeitig ab
Das Unternehmen in Kötz sieht darin eine Stärkung für die Sparte Fahrzeugtechnik. Im Zillertaler Werk sind jetzt jedoch 70 Arbeitsplätze gestrichen worden
Kötz Die Alko-Fahrzeugtechnik in Kötz will die Winterhoff-Gruppe aus Breckerfeld in NordrheinWestfalen übernehmen, die bisher schon teilweise Zulieferer von Stützrädern für das Unternehmen ist. Dies gibt die Dexko-Gruppe bekannt, ein weltweit führender Hersteller für Fahrwerkstechnik, zu der auch die Alko-Fahrzeugtechnik in Kötz gehört. In Österreich hingegen wurde im Zillertaler Werk der Rotstift angesetzt.
Mit der Winterhoff-Übernahme erhöht Alko die eigene Fertigungstiefe und optimiert gleichzeitig die internen Wertschöpfungs- und Lieferketten im europäischen Markt, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Die Sparte Beschläge soll das Sortiment abrunden.
Für Harald Hiller, den Präsidenten der Alko-Fahrzeugtechnik, passt die Übernahme von Winterhoff bestens. Die Firma stärke damit das Kerngeschäft und könne den Kunden ein noch breiteres Sortiment bieten. Die Marken Winterhoff und Albe Berndes werde man in der bestehenden Form weiterführen. Auch Rainer Winterhoff, Geschäftsführer der Winterhoff-Gruppe, bezeichnet die Alko-Fahrzeugtechnik als „perfekten Partner für diesen strategischen Schritt.“
Fred Bentley, Chef von EO bei Dexko, sagt zur geplanten Transaktion: „In den ersten sechs Monaten nach unserer Akquisition der AlkoFahrzeugtechnik haben wir uns auf die Optimierung des bestehenden Unternehmens konzentriert. Nun ist es an der Zeit, unser Geschäft konsequent auszuweiten.“Weitere Schritte würden folgen. Die Übernahme soll zum 31. August in Kraft treten und gilt vorbehaltlich der Zustimmung durch die Kartellbehörde.
In Ramsau im Zillertal jedoch ist die Begeisterung über die Veränderungen bei Alko nicht so groß. Dort wurden jetzt 70 Arbeitsplätze gestrichen. Als der geplante Abbau zu Beginn des Jahres bekannt wurde, war die Stimmung entsprechend schlecht, wie österreichische Medien berichteten. Betroffen waren vorwiegend Mitarbeiter aus dem Zillertal, die Komponenten für Industriebetriebe herstellten. Damals war noch von 60 Stellen die Rede, die wegfallen sollten.
Wie das Unternehmen jetzt auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte, habe es in Ramsau Strukturänderungen gegeben. Im März dieses Jahres hat ein Industriekomponenten-Großkunde das Geschäft mit Komplettsystemen abgezogen und dieses ins eigene Unternehmen integriert. Das Restgeschäft habe Alko im Juli beendet, da es nicht zum Kerngeschäft der Fahrzeugtechnik passe und dieser Geschäftsbereich für sich allein letztlich zu klein gewesen sei. Betroffen seien etwa 70 Mitarbeiter, die nicht weiterbeschäftigt werden können. Für sie sei schnellstmöglich ein Sozialplan erstellt worden, um sozial verträgliche Lösungen anbieten zu können. Vorgesehen seien hierbei auch Altersteilzeitund Vorruhestandsregelungen.
In den übrigen Bereichen des Werks Ramsau ist die Auslastung hingegen gut, betont das Unternehmen. Ende dieses Jahres werden in Zellberg und Ramsau rund 260 Mitarbeiter für die Alko Fahrzeugtechnik weiterhin diverse Anhängerkomponenten wie Radbremsen, Kupplungen, das Anti-Schleudersystem ATC, Winden und Unterlegkeile für die Luftfahrt- und Automobilbeziehungsweise Nutzfahrzeugindustrie produzieren. Die Umsätze in diesem Kerngeschäft verliefen überplanmäßig. Daher werde sich der Standort im Zillertal künftig noch mehr auf diese Bereiche konzentrieren, um so „vom gesunden Wachstum der gesamten Alko Fahrzeugtechnik profitieren zu können“.
Generell liege das Kötzer Unternehmen in seinen Kerngeschäften Achsen, Chassis und Fahrwerkstechnik, voll auf Kurs, weil es von „einer positiven Entwicklung der Absatzmärkte für Freizeitfahrzeuge, Nutzfahrzeuge und Nutzanhänger profitiert. Das wirke sich auch positiv auf die Standorte Kötz, Ettenbeuren und Ichenhausen aus.
Seit 1. Januar dieses Jahres sind die Alko Fahrzeugtechnik und das amerikanische Unternehmen Dexter Axle unter der Holding DexKo Global Inc. vereint. Dieser Verbund, der weltweit als größter Hersteller von Achsen und ChassisKomponenten im leichten Segment gilt, nimmt Kurs auf eine Milliarde Euro Umsatz.