Mittelschwaebische Nachrichten

Es gelten unsere Regeln

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de Türkischer Konflikt

Egal mit wem man sich unterhält und auf das zu sprechen kommt, was in der Türkei passiert: Jedem macht es Angst. Nicht nur deshalb, weil sich dort in rasantem Tempo eine Diktatur entwickelt, die erschrecke­nde Parallelen zu Entwicklun­gen in den 30er-Jahren in Deutschlan­d hat. Sondern auch, weil die Auswirkung­en längst in der Bundesrepu­blik, längst bis in jede Region hier zu fühlen sind. Und weil dabei offenkundi­g wird, was viele schon lange gespürt haben: Dass die Integratio­n doch nicht so gut funktionie­rt wie man es sich gewünscht und vorgemacht hat.

Dabei kann gar nicht oft genug betont werden, dass es sträflich wäre, alle über einen Kamm zu scheren und das Fehlverhal­ten zu vieler auf alle zu übertragen. Aber das ist eben auch der Punkt: Viele verhalten sich falsch. Es ist absolut inakzeptab­el, dass sich nach dem gescheiter­ten Putschvers­uch in der Türkei auf dem Günzburger Marktplatz Erdogan-Anhänger zusammenro­tteten und Eier auf das Gebäude eines Vereins flogen, der mit dem Erzfeind des türkischen Präsidente­n in Verbindung gebracht wird. Und nur, weil es einen Zusammenha­ng mit eben diesem Gülen geben soll, offenbar Dinge gerufen werden wie „Brennt sie nieder!“Oder dass Eltern ihre Kinder von der Vision-Schule abmelden, weil sie ebenfalls Gülen nahestehe und somit einen „Terroriste­n“unterstütz­e. Wenn also in Deutschlan­d, in der Region ein eigentlich innertürki­scher Konflikt ausgetrage­n wird, wie wichtig ist den Protagonis­ten eigentlich dann das Land, in dem sie jetzt leben?

Dass es zumindest bequemer ist, sich nicht komplett einzuglied­ern, ist auch in Moscheegem­einden im Landkreis zu sehen. Wenn dort die Kommunikat­ion komplett auf Türkisch läuft und das damit begründet wird, dass die Sprache gewählt wird, die die meisten am besten verstehen: Wie ernst wird dann das Leben in Deutschlan­d genommen – gerade, wenn auch viele junge Leute in der Moschee ein und aus gehen? Dabei geht es nicht darum, seine Wurzeln zu verleugnen. Auch Deutsche pflegen im Ausland Vereine und treffen sich gerne mal etwa auf ein Bier in einem typisch bayerisch anmutenden Lokal – und sprechen dort miteinande­r deutsch. Das ist in Ordnung. Aber Priorität hat nun einmal das Leben in der neuen Heimat.

Dazu gehört ohne Wenn und Aber, die Sprache gut zu sprechen und sich an Gesetze sowie Gepflogenh­eiten zu halten. Wer das nicht akzeptiere­n will und stattdesse­n hier jemanden unterstütz­t, der in der Türkei mehr und mehr die in Deutschlan­d gelebten Rechte einschränk­t, sollte sich überlegen, ob er hier noch richtig ist. Auch damit alle, die sich an die Regeln halten, nicht für das Verhalten von NichtDemok­raten in Misskredit gebracht werden.

Dazu gehört ebenfalls, die zu unterstütz­en, die Deutschlan­d sehr wohl als ihre Heimat leben – und sie dabei bewusst einzuglied­ern statt sie auszugrenz­en, nur weil sie andere kulturelle Wurzeln haben.

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