Mittelschwaebische Nachrichten
Es gelten unsere Regeln
Egal mit wem man sich unterhält und auf das zu sprechen kommt, was in der Türkei passiert: Jedem macht es Angst. Nicht nur deshalb, weil sich dort in rasantem Tempo eine Diktatur entwickelt, die erschreckende Parallelen zu Entwicklungen in den 30er-Jahren in Deutschland hat. Sondern auch, weil die Auswirkungen längst in der Bundesrepublik, längst bis in jede Region hier zu fühlen sind. Und weil dabei offenkundig wird, was viele schon lange gespürt haben: Dass die Integration doch nicht so gut funktioniert wie man es sich gewünscht und vorgemacht hat.
Dabei kann gar nicht oft genug betont werden, dass es sträflich wäre, alle über einen Kamm zu scheren und das Fehlverhalten zu vieler auf alle zu übertragen. Aber das ist eben auch der Punkt: Viele verhalten sich falsch. Es ist absolut inakzeptabel, dass sich nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei auf dem Günzburger Marktplatz Erdogan-Anhänger zusammenrotteten und Eier auf das Gebäude eines Vereins flogen, der mit dem Erzfeind des türkischen Präsidenten in Verbindung gebracht wird. Und nur, weil es einen Zusammenhang mit eben diesem Gülen geben soll, offenbar Dinge gerufen werden wie „Brennt sie nieder!“Oder dass Eltern ihre Kinder von der Vision-Schule abmelden, weil sie ebenfalls Gülen nahestehe und somit einen „Terroristen“unterstütze. Wenn also in Deutschland, in der Region ein eigentlich innertürkischer Konflikt ausgetragen wird, wie wichtig ist den Protagonisten eigentlich dann das Land, in dem sie jetzt leben?
Dass es zumindest bequemer ist, sich nicht komplett einzugliedern, ist auch in Moscheegemeinden im Landkreis zu sehen. Wenn dort die Kommunikation komplett auf Türkisch läuft und das damit begründet wird, dass die Sprache gewählt wird, die die meisten am besten verstehen: Wie ernst wird dann das Leben in Deutschland genommen – gerade, wenn auch viele junge Leute in der Moschee ein und aus gehen? Dabei geht es nicht darum, seine Wurzeln zu verleugnen. Auch Deutsche pflegen im Ausland Vereine und treffen sich gerne mal etwa auf ein Bier in einem typisch bayerisch anmutenden Lokal – und sprechen dort miteinander deutsch. Das ist in Ordnung. Aber Priorität hat nun einmal das Leben in der neuen Heimat.
Dazu gehört ohne Wenn und Aber, die Sprache gut zu sprechen und sich an Gesetze sowie Gepflogenheiten zu halten. Wer das nicht akzeptieren will und stattdessen hier jemanden unterstützt, der in der Türkei mehr und mehr die in Deutschland gelebten Rechte einschränkt, sollte sich überlegen, ob er hier noch richtig ist. Auch damit alle, die sich an die Regeln halten, nicht für das Verhalten von NichtDemokraten in Misskredit gebracht werden.
Dazu gehört ebenfalls, die zu unterstützen, die Deutschland sehr wohl als ihre Heimat leben – und sie dabei bewusst einzugliedern statt sie auszugrenzen, nur weil sie andere kulturelle Wurzeln haben.