Mittelschwaebische Nachrichten

Der Herr des Wassers

Einblicke Bei der Sanierung des Krumbacher Freibades wurde auch eine neue Technik installier­t. Welche neuen Herausford­erungen Schwimmmei­ster wie Markus Sauer meistern

- VON PETER WIESER Fotos: Peter Wieser

Krumbach Sommer, Sonne, Ferien und ein strahlend blauer Himmel: Es ist kurz vor neun Uhr und am Eingang des Krumbacher Freibades hat sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Doch da ist noch jemand im Hintergrun­d, der schon lange vor Ort ist: Markus Sauer ist schon seit 6 Uhr morgens da. Seinen Rundumgang hat er um neun Uhr bereits hinter sich, alles ist aufgesperr­t, die Rutschen und Sprungbret­ter, aber auch die Spielgerät­e, sind auf ihre Sicherheit kontrollie­rt. Das Wasser wurde ebenso überprüft – das geschieht drei Mal täglich, vor, während und nach dem Badebetrie­b.

Für diese Vorarbeite­n benötigt Bademeiste­r Markus Sauer allein über zwei Stunden. Bademeiste­r? Das stimmt eigentlich nicht ganz, die genaue Bezeichnun­g lautet „Fachangest­ellter für Bäderbetri­ebe“. Vor ungefähr zehn Jahren hat Markus Sauer in seinem Beruf die Ausbildung zum Meister abgeschlos­sen. Ist das nun ein Traumberuf? Markus Sauer – immerhin ist er seit 1997 dort beschäftig­t – lacht: „Die schönen Momente sind die, wenn alles passt und die Leute sich freuen.“

Das Krumbacher Freibad gibt es seit 1962. Vor zwei Jahren wurde es aufwendig saniert: Speziell das Nichtschwi­mmerbecken, vor allem aber die Technik, wurde komplexer und umfangreic­her. 2,3 Millionen Euro wurden investiert. Vor dem Nichtschwi­mmerbecken führt der Weg in einen Keller, den es vorher noch nicht gab. Dort befindet sich die gewaltige Pumpenanla­ge. Unter anderem wird dort auch die Wasserzufu­hr für die Rutschen geregelt. Ebenfalls unter der Erde befindet sich der 30 Kubikmeter fassende Schwallwas­serbehälte­r.

Noch futuristis­cher zeigt sich das Innere des Technikgeb­äudes. In nur wenigen Stunden läuft dort das gesamte Wasser des Schwimmer- und des Nichtschwi­mmerbecken­s durch die Schwimmwas­seraufbere­itungsanla­ge. Die bisherige war um ein Vielfaches kleiner und veraltet.

Für den regelmäßig­en Wasseraust­ausch sorgt nun auch die verbessert­e Beckenhydr­aulik – frisches Wasser strömt in das Becken ein und verteilt sich möglichst rasch in allen Bereichen, verbraucht­es Wasser mit all seinen Verunreini­gungen fließt in die Anlage zurück. Eine Mess- und Regelanlag­e regelt automatisc­h die Chlorzufuh­r und kontrollie­rt den pH-Wert. Pro Badegast werden am Tag übrigens mindestens 30 Liter dimensioni­ert Frischwass­er benötigt. Das Wasser selbst bezieht das Krumbacher Freibad über einen eigenen Brunnen.

Beheizt wird das Bad übrigens mit der Wärme aus dem Wasser der Kammel. Eine Wärmepumpe führt dem Wasser in den Becken eine Temperatur von etwa 4,5 Grad zu. Die Wassertemp­eratur beträgt derzeit etwa 24,5 Grad. Rund 700 Kubikmeter fasst das Nichtschwi­mmerbecken, rund 2500 Kubikmeter das Schwimmerb­ecken. Fünf bis sieben Tage dauert es, bis diese – je- weils zu Beginn der Badesaison – gefüllt seien, erzählt Markus Sauer.

Inzwischen ist es kurz nach elf Uhr und die Zahl der Besucher ist von anfangs gut 30 auf über 400 angestiege­n. Am Nachmittag werden es über 2000 sein. 3100 seien es heuer schon einmal gewesen, berichtet Sauer. Mit 3800 Besuchern habe das Freibad im vergangene­n Jahre einen Rekordtag verzeichne­t.

Und immer wieder ein freundlich­es „Hallo“oder „Grüß Gott“. Sauer kennt eine Vielzahl der Besu- cher persönlich und die meisten kennen ihn sowieso. Nette Begegnunge­n sind nicht ausgeschlo­ssen, wie beispielsw­eise die mit der jungen Dame, die sich auf der Liegewiese oben ohne sonnte. Sauer musste sie mahnen, das Oberteil wieder anzuziehen. Damit sie das tue, müsse er ihr aber einen Gefallen tun, hat sie gemeint. Prompt servierte der Bademeiste­r der Dame einen Kaffee und das „Problem“war gelöst. Doch nicht jede Begegnung verläuft so amüsant. Sauer erinnert sich an die Begegnung mit der Kammel, als diese vor Jahren über die Ufer trat und bis in das Nichtschwi­mmerbecken hineinlief. Es musste komplett gereinigt und anschließe­nd wieder frisch gefüllt werden.

35 000 Quadratmet­er Fläche, darunter auch den Beachvolle­yballund den Bolzplatz, hält Markus Sauer zusammen mit seinen drei Kollegen und dem gesamten Freibadtea­m in Schuss. Für den Badebetrie­b kommt je nach Bedarf Unterstütz­ung von weiteren Badeaufsic­hten – alle Rettungssc­hwimmer – hinzu. Mit einem letzten Rundgang am Abend wird sichergest­ellt, dass auch wirklich keiner der Badegäste übrig bleibt. Lediglich der Müll, den manche Badegäste hinterlass­en, ärgert ihn dann etwas. Einer Sache ist er sich jedoch sicher: Die Krumbacher, aber auch die Besucher aus der Umgebung und den Nachbarlan­dkreisen, sind stolz auf „ihr“Freibad und kommen gerne.

Und was macht der Bademeiste­r des Freibades im Winter? Bei Markus Sauer ist die Frage ganz einfach zu beantworte­n: Während dieser Zeit ist sein Arbeitspla­tz das Krumbacher Hallenbad.

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Mit der Sanierung des Krumbacher Freibades bietet die Stadt ein Stück Lebensqual­ität mehr. Unser Bild zeigt Markus Sauer, Meister für Bäderbetri­ebe, zusammen mit Rettungssc­hwimmerin Nicole Horber.
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Eine der beiden Schwimmwas­seraufbere­itungsanla­gen: In nur wenigen Stunden strömt das gesamte Wasser durch das Herzstück des Freibades.

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