Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Buch gegen den Hass
Lesetipp Journalisten können mit Kritik umgehen. „Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wie viel er getroffen hat“, wusste schon Publizist Kurt Tucholsky – und der hatte sich vor allem in den 30ern noch ganz anderer „Kritik“zu erwehren. Und doch: Der Ton, in dem Kritik an Journalisten und den Medien vor allem im Internet geübt wird, verschärft sich in unerträglichem Maße. Da wird nicht nur „Lügenpresse!“geschrien und geschrieben, da wird diffamiert und beleidigt – jedem Journalisten dürften dazu Beispiele einfallen.
Auch dazu, dass eine sachliche Diskussion mit Mediennutzern oft nicht mehr möglich ist; dass Halbwahrheiten und Lügen mehr Glauben geschenkt wird als professionel- ler Berichterstattung. Ingrid Brodnig, Redakteurin des österreichischen Nachrichtenmagazins Profil, machte alle diese Erfahrungen. In ihrem Buch „Hass im Netz“setzt sie sich mit den wichtigsten Facetten des Themas kenntnisreich, differenziert und wissenschaftlich fundiert auseinander. Bei einer bloßen kulturkritischen Zustandsbeschreibung belässt sie es dabei nicht.
Sie gibt Beispiele und Tipps, wie – beileibe nicht nur – Journalisten Hass und Lügen begegnen können. „Humor ist eine der besten Methoden, um Aggression aus der Debatte herauszunehmen“, sagte sie in einem Interview. Im Buch fordert sie „ein Internet, in dem Verantwortung übernommen wird“. Denn: „Es lohnt sich, das Internet als das zu verteidigen, was es eigentlich sein sollte – ein Ort der Aufklärung.“