Mittelschwaebische Nachrichten
Ein gefährliches Geschäftsmodell
Bankkunden haben es dieser Tage nicht leicht: Filialen schließen, Beratungszeiten werden ausgedünnt und Gebühren erhöht. Strafzinsen bleiben zumindest den privaten Kunden bisher erspart. Ob das auf lange Sicht so bleiben wird, ist aber völlig ungewiss. Denn die Geldhäuser stehen extrem unter Druck.
Ihr Erfolg hängt stark am Zinsgeschäft. Die Banken leihen sich zu niedrigen Zinsen Geld von den Sparern und verleihen es dann für mehr Geld weiter. Das rechnet sich aber nur, wenn die Zinsspanne entsprechend hoch ist. Je länger also die Niedrigzins-Politik der EZB anhält, desto unrentabler wird das Geschäftsmodell der Banken.
Das ist gefährlich, denn es zwingt die Geldhäuser zu einem harten Sparkurs – ausgerechnet in einer Zeit, in der sie eigentlich investieren müssten: in eine digitale Strategie, aber auch in ihre traditionellen Produkte und eine gute Beratung. Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist sicher nicht leicht zu finden. Es reicht aber nicht, die Schuld nur auf Mario Draghi und seine Geldpolitik zu schieben. Die Banken müssen stattdessen ihr eigenes Geschäftsmodell überdenken. Denn ansonsten laufen sie Gefahr, sich immer weiter von den Kunden und ihren Bedürfnissen zu entfernen.