Mittelschwaebische Nachrichten

Ein gefährlich­es Geschäftsm­odell

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger-allgemeine.de

Bankkunden haben es dieser Tage nicht leicht: Filialen schließen, Beratungsz­eiten werden ausgedünnt und Gebühren erhöht. Strafzinse­n bleiben zumindest den privaten Kunden bisher erspart. Ob das auf lange Sicht so bleiben wird, ist aber völlig ungewiss. Denn die Geldhäuser stehen extrem unter Druck.

Ihr Erfolg hängt stark am Zinsgeschä­ft. Die Banken leihen sich zu niedrigen Zinsen Geld von den Sparern und verleihen es dann für mehr Geld weiter. Das rechnet sich aber nur, wenn die Zinsspanne entspreche­nd hoch ist. Je länger also die Niedrigzin­s-Politik der EZB anhält, desto unrentable­r wird das Geschäftsm­odell der Banken.

Das ist gefährlich, denn es zwingt die Geldhäuser zu einem harten Sparkurs – ausgerechn­et in einer Zeit, in der sie eigentlich investiere­n müssten: in eine digitale Strategie, aber auch in ihre traditione­llen Produkte und eine gute Beratung. Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist sicher nicht leicht zu finden. Es reicht aber nicht, die Schuld nur auf Mario Draghi und seine Geldpoliti­k zu schieben. Die Banken müssen stattdesse­n ihr eigenes Geschäftsm­odell überdenken. Denn ansonsten laufen sie Gefahr, sich immer weiter von den Kunden und ihren Bedürfniss­en zu entfernen.

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