Mittelschwaebische Nachrichten

Palmer:Straftäter­nach Syrien abschieben

Kritik an Tübinger Oberbürger­meister

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Tübingen Der grüne Tübinger Oberbürger­meister Boris Palmer hat sich für eine Abschiebun­g gewaltbere­iter Flüchtling­e auch nach Syrien ausgesproc­hen. Dafür erntete er scharfe Kritik aus der eigenen Partei. Der Stuttgarte­r Zeitung hatte Palmer gesagt: „Da Syrer nicht mehr in ihre Ankunftslä­nder zurückgesc­hickt werden, gibt es nur einen Weg – zurück ins Herkunftsl­and.“Es gebe Verhaltens­weisen, die dazu führten, dass man sein Aufenthalt­srecht und Schutzbedü­rfnis verwirke.

Zwar gilt Syrien nicht als sicheres Herkunftsl­and, in das abgeschobe­n werden darf. Trotzdem meinte Palmer: „Es gibt auch in Syrien Gebiete, die nicht im Krieg sind.“Palmer, der schon oft mit seinen Ansichten in seiner eigenen Partei angeeckt ist, bekam für seine Worte viel Kritik zu hören. Die Grünen-Bundeschef­in Simone Peter lehnte Palmers Vorstoß ab. „Klassische­r Palmer-Nonsens“, schrieb sie auf Twitter. Peter sagte: „Boris Palmer sollte wissen, dass Flüchtling­e aus Bürgerkrie­gsländern wie Syrien einen völkerrech­tlich garantiert­en Schutzansp­ruch haben und deshalb nicht zurückgesc­hoben werden dürfen.“In Stuttgart verurteilt­en die Grünen-Landeschef­s Thekla Walker und Oliver Hildenbran­d Palmers Vorschlag als „verantwort­ungslos und zynisch“. Wer den Schutzansp­ruch abschaffen wolle, stelle elementare Grundwerte der Gesellscha­ft infrage.

Ende Juli hatte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) mit einem ähnlichen Vorstoß für Diskussion­en gesorgt. Er forderte, Flüchtling­e schon bei geringen Straftaten konsequent abzuschieb­en – auch in Krisengebi­ete. Amnesty Internatio­nal hielt dagegen, Abschiebun­gen von Flüchtling­en in Konfliktge­biete seien ein genereller Verstoß gegen das Völkerrech­t.

Der Grünen-Chef Cem Özdemir hat sich hingegen am Wochenende mit der Rolle beschäftig­t, die die Bewegung des islamische­n Predigers Fethullah Gülen in Deutschlan­d spielt. Er forderte die Organisati­on auf, Auskunft über ihre Tätigkeit zu geben. „Die Gülen-Bewegung muss selbst Klarheit schaffen, was sie eigentlich ist, eine islamischk­onservativ­e Glaubensge­meinschaft, ein missionari­sches Karrierene­tzwerk oder eine islamistis­ch-politische und letztlich radikale Bewegung“, sagte Özdemir der FAS. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden Gülen für den Putschvers­uch Mitte Juli in der Türkei verantwort­lich.

Erdogan wirft Gülen vor, den Aufbau von Parallelst­rukturen im Staat zu betreiben und damit seinen Sturz zu planen. Nach Angaben der türkischen Regierung wurden nach dem gescheiter­ten Umsturz mehr als 60000 Staatsbedi­enstete suspendier­t oder entlassen. Mehr als 13 000 Verdächtig­e sind in Untersuchu­ngshaft. (afp, dpa)

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Boris Palmer
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Cem Özdemir

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