Mittelschwaebische Nachrichten
Der Terror kehrt nach Belgien zurück
Nur vier Monate nach den Anschlägen auf Brüssel hat ein Mann in Charleroi zwei Polizistinnen schwer verletzt. Der Islamische Staat nennt den Täter seinen „Soldaten“
Zunächst hieß es, er sei am Leben. Der 33-Jährige wurde mit Verletzungen an der Brust ins Krankenhaus gebracht. Noch am Samstagabend erlag er dort jedoch den Folgen seiner Schusswunde. Ob der Angreifer vorhatte, in die Polizeidienststelle einzudringen, ist nicht bekannt. Dort zeigt man sich schwer getroffen von dem Anschlag auf die Beamtinnen, die beide mehr als 15 Jahre Erfahrung in ihrem Beruf hatten: „Wir sind 905 Polizisten hier und wie eine große Familie. Wenn wir angegriffen werden, sind wir alle davon berührt“, erklärte der Polizeisprecher. Via Twitter hatte die Polizei am Samstag mitgeteilt, dass der Angreifer kurz vor seiner Attacke „Allahu Akbar“– Gott ist groß – gerufen habe. Später wurde bekannt, dass der Mann offenbar aus Algerien stammte und sich illegal in Belgien aufgehalten haben soll. Bei der Tat trug er nach Angaben der Polizei weder Papiere noch ein Mobiltelefon bei sich. Die Staatsanwaltschaft begann noch am Samstag mit ihren Ermittlungen.
Michel unterbrach seinen Urlaub und berief am Sonntag eine neuerliche Krisensitzung ein, um sich zu beraten. Der Premierminister sagte, die Terrorwarnstufe im Land bleibe zunächst unverändert auf 3, der zweithöchsten von insgesamt 4 Stufen. Allerdings würden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Polizeikräfte eingeleitet. In der Vergangenheit haben islamistische Terroristen von Belgien aus auch in Frankreich zugeschlagen. Einer der Attentäter der Anschläge in Paris vom Januar 2015 auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt hatte Verbindungen nach Charleroi.
Auch der getötete mutmaßliche Drahtzieher der Pariser Attentate vom November 2015 mit 130 Todesopfern kam aus Belgien. Im März sprengten sich drei Selbstmordattentäter auf dem Flughafen von Brüssel und in einer Metrostation in die Luft und rissen mehr als 30 Menschen in den Tod. In Lüttich wurde am Sonntag ein Mann festgenommen, der in der ostbelgischen Stadt eine Machete schwang. Es handele sich um einen etwa 20-Jährigen, meldete die Agentur Belga.
Die Belastung für Polizeibeamte ist seit den Brüsseler Anschlägen im März immens gestiegen – Patrouillen wurden deutlich verstärkt, Sondereinsätze und Razzien gibt es fast wöchentlich in einem der Hauptstadtbezirke. Denn noch immer sind die Behörden auf der Suche nach den Helfern der Attentäter – und einem der mutmaßlichen Mittäter, dessen Bombe am Flughafen nicht zündete. (mit dpa)