Mittelschwaebische Nachrichten

Klopapier angezündet: Deutscher muss wohl in Haft

Feuerwehrl­eute kämpfen weiter gegen Brand auf La Palma

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La Palma/Madrid Er hat den Blick verschämt auf den Boden gerichtet. Die langen Rastazöpfe fallen ihm über den Rücken und reichen fast bis zum Hosenbund. Polizisten schieben den 27-jährigen Deutschen vom Polizeiwag­en zum Gerichtsge­bäude im Ort Los Llanos de Aridane im Westen La Palmas. Der junge Mann soll fahrlässig den verheerend­en Waldbrand auf der Kanarenins­el verursacht haben.

Seit Mittwoch kämpfen hunderte von Feuerwehrm­ännern und eine Löschflugz­eugflotte gegen das Flammenmee­r im Inselgebir­ge Cumbre Vieja, das bereits mehr als 40 Quadratkil­ometer Wald- und Buschland vernichtet­e. Ein Löschhelfe­r starb in den Flammen. Am Sonntag gab es Hoffnung: An zwei von drei Feuerfront­en besiegten die Brandbekäm­pfer die Flammen. Die meisten der 3000 geflohenen Menschen durften in ihre Häuser zurück. Eine Sprecherin der Inselregie­rung sagte jedoch, der Brand sei noch nicht völlig unter Kontrolle. Nach dem Verhör und einem Ortstermin am Ausgangspu­nkt des Brandes verlängert der Ermittlung­srichter die Untersuchu­ngshaft für den deutschen Verdächtig­en. Er wirft dem 27-Jährigen vor, durch grobe Fahrlässig­keit einen der schlimmste­n Waldbrände seit Jahren verursacht zu haben. Der junge Deutsche war kurz nach Ausbruch des Feuers in der Nähe des Bergortes El Paso festgenomm­en worden. Er hatte Polizisten, die ihn befragten, gestanden, nach Verrichtun­g seiner Notdurft im Wald das benutzte Toilettenp­apier verbrannt zu haben – um keinen Müll zu hinterlass­en. Nun muss der Mann, der in Spanien offenbar keinen festen Wohnsitz hat, mit einer Anklage rechnen.

Im spanischen Strafrecht drohen jedem, der einen Waldbrand provoziert, zwischen ein und fünf Jahre Haft. Soweit der Brand nicht vorsätzlic­h verursacht wurde, kann das Strafmaß jedoch auch verringert werden. (ze)

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