Mittelschwaebische Nachrichten
Tränen zum Auftakt
Pleiten, Pech und Pannen lieferte das deutsche Team 2012 in London – Rio fängt ähnlich an
Rio de Janeiro Frust und Tränen zum Start in die olympischen Schwimm-Wettbewerbe. Reihenweise Vorlauf-Pleiten erinnern frappierend an den Beginn des Debakels von London. Zwar sind die deutschen Auftritte vom Samstag zunächst eine Momentaufnahme, eines aber unterstreichen die ersten Enttäuschungen in Rio de Janeiro allemal: Der von Chefbundestrainer Henning Lambertz anvisierte Weg zurück in die Weltspitze bis Olympia 2020 in Tokio ist weit.
„Es sind individuelle Fehler, die gemacht worden sind“, rügte Lambertz. Er will zur Halbzeit seiner Amtszeit nach dem ersten von acht Wettkampftagen noch keinen Negativtrend fürs Becken-Team erkennen. Jetzt zu „pauschalisieren“sei „Quatsch“. „Jetzt müssen wir eine andere Qualität zeigen, ein bisschen das Kämpferherz rausholen und das Ding umdrehen.“
Über 400 Meter Freistil hatte der 21-jährige Münchner Florian Vogel als Neunter das Finale nur um sechs Hundertstelsekunden verpasst. Er blieb allerdings über seiner persönlichen Bestzeit – wie auch Christian vom Lehn. Der Essener hatte über 100 Meter Brust als einziger Deutscher die Vorläufe des Samstags überstanden. Er scheiterte erwartungsgemäß im Halbfinale.
Jacob Heidtmann dagegen durfte sich kurz im Finale über 400 Meter Lagen wähnen. Der WM-Fünfte schwamm in 4:11,85 Minuten schneller als bei seinem deutschen Rekord (4:12,08), wurde aber disqualifiziert. Grund: Zwei Delfinbeinschläge nach dem Abstoß beim Brustschwimmen, erlaubt ist nur einer. Statt als Fünfter ins Finale einzuziehen, vergoss der Elmshorner Tränen. Der 21-Jährige wurde von Lambertz mit dem Auftrag Frustabbau zurückgeschickt. „Er soll ins olympische Dorf zurückfahren, soll sich etwas nehmen, was aus Pappe und nicht teuer ist, und das kaputtmachen“, sagte der Chef.
Noch vier Jahre jünger als Heidtmann ist Johannes Hintze. Er blieb bei seinem Olympia-Debüt in 4:18,25 Minuten klar über der persönlichen Bestzeit (4:14,72). Besondere Milde beim mit 17 Jahren jüngsten deutschen OlympiaSchwimmer seit 40 Jahren ließ Lambertz nicht walten. Zwar sollte Hintze Wettkampferfahrung sammeln, doch das Ausnahmetalent habe auch noch einen Reifeprozess zu durchlaufen.
Deutlich sprach der Chefbundestrainer die „individuellen Verbesserungsmöglichkeiten im Tagesablauf“von Alexandra Wenk an. Die Münchnerin schwamm in 58,49 Sekunden klar langsamer als bei ihrem deutschen Rekord von 57,70. Wenk, die wie Heidtmann wortlos das Bad verließ, hatte sich laut Lambertz nicht exakt an den verschobenen Tagesrhythmus angepasst. Er könne nicht 27 Athleten kontrollieren, sondern nur Empfehlungen geben, sagte Lambertz. (dpa)