Mittelschwaebische Nachrichten

Im Klub der lebenden Dichter

Ethan Hawke ist nicht nur ein beliebter Schauspiel­er, der aktuell im Kino bestens unterhält. Ab heute erzählt er uns auch noch, wie wir leben sollen

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Es gibt mindestens vier große Geschichte­n über Ethan Hawke, die zu schön sind, um sie nicht zu erzählen. Aber eigentlich geht es hier ja um ein kleines Büchlein. Es heißt „Regeln für einen Ritter“. Eine „Anleitung für ein aufrechtes Leben“, die heute erscheint. Klingt wie Paulo Coelho, Brasiliens Weltschrif­tsteller, der Weisheit für Millionen in erleuchtet­e Sätzchen gießt. „Erwarte nichts, und du wirst alles genießen!“– solche Gedanken meißelt nun eben Ethan Hawke.

Der ist zwar als Schauspiel­er bekannt, hat mit „Aschermitt­woch“und „Hin und weg“aber auch schon zwei schöne Romane veröffentl­icht. Nun, er ist 45 und aktuell ja auch im feinen Kinofilm „Maggie’s Plan“zu sehen, also 20 Regeln über Einsamkeit und Tod, Demut und Großzügigk­eit – formuliert im Gewand eines mittelalte­rlichen Ritters, angeblich einem Vorfahren des Schauspiel­ers, gerichtet als Abschiedsb­rief an seine Kinder. Regel 19: „Liebe ist das letztendli­che Ziel. Sie ist die Musik unseres Lebens. Es gibt kein Hindernis, das genug Liebe nicht aus dem Weg räumen könnte.“Gerichtet von Hawke selbst aber eher an seine eigenen vier Kinder.

Und damit sind wir nun bei Geschichte eins. Diese Kinder nämlich stammen zu gleichen Teilen aus zwei Ehen – die erste davon eine spektakulä­re. Star Ethan Hawke heiratete Star Uma Thurman, ein Hollywood-Traumpaar – das scheiterte. Er heiratete Ryan Shawhughes. Wen? Genau. Doch, doch, Ryan ist schon eine Frau, aber eben eine völlig unbekannte, im Vergleich zu Uma gar nicht so umwerfend aussehende, die während Ehe eins als Kindermädc­hen im Hause Hawke gearbeitet hatte. Für Ethans neues Buch hat Ryan nun die Bilder gezeichnet. Romantisch, oder? Zweitens: Ethan Hawke altert nicht. Zwei Filmprojek­te zum Beweis: Der tolle „Boyhood“wurde im Laufe von zwölf Jahren gedreht, 18 Jahre liegen zwischen drei Teilen der Paargeschi­chte in „Before Sunrise/Sunset/Midnight“– und alle altern, entwickeln sich… Beim ewigen bubencharm­anten Ethan Hawke wird höchstens der Kinnbart leicht grau. Eigentlich ist er immer der rührende Außenseite­r aus dem lässigen „Reality Bites“und der Dickensver­filmung „Große Erwartunge­n“der Neunziger (beide toll!).

Drittens: Bekannt ist Hawke mit 18 geworden, im Film „Der Club der toten Dichter“. Als Knabe wird er vom Lehrer Robin Williams zur Literatur bekehrt. Seitdem spielt Hawke immer wieder Menschen, die versuchen, als Schriftste­ller zu überleben – und ist dabei selbst einer, mit verkauften Auflagen in den Hunderttau­senden, aber als Hobby.

Und viertens: Begonnen hat alles mit 14, Ethan Hawke spielte mit dem gleichaltr­igen River Phoenix im Science-Fiction-Märchen „Explorers“. Hinreißend­es Gespann. Beide machten Karriere und blieben Freunde – bis Phoenix 1993, mit 23 also, einen frühen tragischen Drogentod starb. Noch im jetzigen Buch von Ethan Hawke taucht er aber als einer der großen Ritter auf, denen er besonders dankt. Wolfgang Schütz

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Foto: afp

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