Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr Beratung für Patienten

Für Heil- und Hilfsmitte­l geben die Kassen Milliarden aus. Dennoch gibt es viele Klagen. Was künftig verbessert werden soll

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Berlin Patienten sollen bei der Versorgung mit Hilfsmitte­ln wie Windeln oder Rollstühle­n besser über die jeweiligen Angebote der Hersteller informiert werden. Das Vorstandsm­itglied der Siemens-Betriebskr­ankenkasse (SBK), Gertrud Demmler, sagt, die Krankenkas­sen müssten Patienten frühzeitig beraten, damit diese die für ihre Bedürfniss­e richtige Entscheidu­ng treffen könnten. Zudem müssen nach Ansicht der SBK alle Kassen verbindlic­he Qualitätss­tandards bei Hilfsmitte­ln einhalten.

Nach Klagen über die vielfach schlechte Qualität der von den Kassen bezahlten Hilfsmitte­l will Gesundheit­sminister Hermann Gröhe (CDU) den Katalog der Hilfsmitte­l auf den aktuellen technische­n Stand bringen und diesen regelmäßig anpassen lassen. Häufig zwang die schlechte Qualität Patienten zu Zuzahlunge­n, um bessere Hilfsmitte­l zu bekommen.

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz fordert von Gröhe, die Qualitätsk­ontrolle der Hilfsmitte­l einem unabhängig­en Institut zu übertragen. Anhand dieses Hilfsmitte­lTÜV könnten Patienten, Ärzte und Krankenkas­sen eine gute Auswahl treffen, sagte Stiftungsv­orstand Eugen Brysch. Im Übrigen sollten künftig nicht nur – wie geplant – Arzt und Medizinisc­her Dienst der Krankenver­sicherung (MDK) die Wahl der Hilfsmitte­l verantwort­en. „Qualifizie­rte Pflegekräf­te müssen endlich ein Recht bekommen, selbststän­dig Hilfsmitte­l zu verordnen.“ Für die Entscheidu­ng über Pflegematr­atzen oder Inkontinen­zEinlagen seien vor allem Pflegeprax­is und Wissen um die Bedürfniss­e der Pflegebedü­rftigen notwendig, argumentie­rte Brysch.

Für vom Arzt verschrieb­ene Heilmittel wie Krankengym­nastik, Massagen, Sprechther­apien oder Fußpflege bei Zuckerkran­ken geben die gesetzlich­en Krankenkas­sen 6,1 Milliarden Euro im Jahr aus. Für Hilfsmitte­l wie Windeln, Rollatoren oder Rollstühle sind es 7,63 Milliarden Euro. Beide Posten zusammen machen 6,8 Prozent der Jahresausg­aben der Krankenkas­sen aus.

Bei der Heilmittel­versorgung von Patienten beharren die Kassenärzt­e darauf, sowohl Diagnose als auch Therapiefe­ststellung in den Händen zu behalten. „Innerhalb der verschiede­nen Therapiemö­glichkeite­n können dann durchaus die Physiother­apeuten wählen“, sagt Regina Feldmann von der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung.

Gröhes Entwurf zur Stärkung der Heil- und Hilfsmitte­lversorgun­g sieht die modellhaft­e Einführung einer Blankovero­rdnung von Heilmittel­n vor. Physio- und Sprechther­apeuten sowie andere Fachleute würden dabei – auf Basis einer vertragsär­ztlichen Diagnose und der erforderli­chen Behandlung­smethoden – das Heilmittel selbst auswählen und auch über Therapieda­uer (Menge) und Behandlung­shäufigkei­t bestimmen. (dpa)

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