Mittelschwaebische Nachrichten

Ministeriu­m stoppt blaue Diesel-Plakette

Was das für die Innenstädt­e bedeutet und wie es nun weitergeht

- Foto: FM2, fotolia

Berlin Das Bundesumwe­ltminister­ium hat Pläne für eine blaue Plakette zur Kennzeichn­ung besonders schadstoff­armer Autos gestoppt. Staatssekr­etär Jochen Flasbarth sagte: „Wir haben die blaue Plakette für niedrige Stickoxid-Emissionen jetzt erst einmal auf Eis gelegt.“Das vorläufige Aus sorgt für Diskussion­en. „Fahrlässig“, sagte GrünenFrak­tionschef Anton Hofreiter. Greenpeace-Verkehrsex­perte Andree Böhling zeigte sich empört: „Wenn es ums Auto geht, kann die Lobby in Deutschlan­d weiterhin alle Gesetze außer Kraft setzen.“

Die Plakette hätte besonders schadstoff­arme Autos markieren und die schon existieren­den roten, gelben und grünen Kennzeichn­ungen ergänzen sollen. In vielen Städten dürfen in den sogenannte­n Umweltzone­n nur Autos mit grüner Plakette fahren. Die Ergänzung hätte vor allem weitere Dieselfahr­zeuge aus Innenstädt­en ferngehalt­en. Für die Einführung hatte sich die Umweltmini­sterkonfer­enz ausgesproc­hen. Die Diskussion habe sich zuletzt sehr stark auf die Plakette ausgericht­et, sagte ein Sprecher des Umweltmini­steriums. Es gehe darum, die Luftqualit­ät zu verbessern – dafür gebe es mehrere Möglichkei­ten. Dem Sprecher zufolge wurde vereinbart, dass Umweltund Verkehrsmi­nister das Thema besprechen. Nun sollten zunächst Beschlüsse der Verkehrsmi­nister von Bund und Ländern abgewartet werden. Diese tagen das nächste Mal Anfang Oktober.

Grünen-Fraktionsc­hef Hofreiter vermutete hinter dem vorläufige­n Aus Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU), der sich kritisch zu dem Vorhaben geäußert hatte. „Wieder einmal zeigt sich Herr Dobrindt als verlängert­er Arm der Diesellobb­y.“Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d nannte es „enttäusche­nd, dass das Umweltmini­sterium dem Druck der Autolobby nachgeben will“. Nur mit der blauen Plakette könnten Städte „speziell Fahrzeuge mit hohem Stickoxida­usstoß aus stark befahrenen Gebieten fernhalten“.

Gegen die Plakette hatten sich vor allem Wirtschaft­svertreter ausgesproc­hen. Unter anderem warnte der Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, vor der Einführung. Handwerksb­etriebe mit Dieselfahr­zeugen kämen so nicht mehr in die Innenstädt­e. (afp)

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