Mittelschwaebische Nachrichten

Prüft Gabriel Kuka?

Warum es sich Berlin vorbehält, den Fall genauer zu untersuche­n

- VON STEFAN STAHL

Berlin/Augsburg Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel hat einen bemerkensw­erten Beitrag für die Wirtschaft­swoche verfasst. Darin taucht zwar mit keinem Wort der Fall des Roboter-Anbieters Kuka auf, der vom chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Riesen Midea übernommen wird. Zwischen den Zeilen wird aber klar, dass der Augsburger Wirtschaft­skrimi den SPD-Mann aufgeschre­ckt hat. Dabei verhehlt er indirekt nicht, wie gering nach der jetzigen Rechtslage die Chancen der Bundesregi­erung sind, die Übernahme einer heimischen Technologi­eperle vom Schlage Kukas durch ein Unternehme­n aus einem kommunisti­schen Land zu verhindern.

Was Gabriel besonders aufstößt: Staatlich finanziell geförderte Konzerne aus dem Ausland investiere­n mit aller Macht in Deutschlan­d und stechen dabei heimische Investoren, die unter privaten, marktwirts­chaftliche­n Bedingunge­n arbeiten müssen, aus. Und bekannt ist schließlic­h auch, dass der SPD-Politiker versucht hat, hinter den Kulissen einen deutschen oder europäisch­en GroßInvest­or für Kuka zu finden und damit den Chinesen die Rote Karte zu zeigen. Das klappte bekanntlic­h nicht. Aber immerhin ließ das Wirtschaft­sministeri­um gestern noch einmal aufhorchen. Ein Sprecher des Hauses bestätigte unserer Zeitung, Gabriel behalte sich eine Prüfung der Kuka-Übernahme vor. Dazu steht ihm nach Einschätzu­ng von Experten mit dem deutschen Außenwirts­chaftsrech­t allerdings nur ein äußerst stumpfes Schwert zur Verfügung.

Denn um die Midea-Attacke abzuwehren, müsste Gabriel beweisen, dass durch die Kuka-Übernahme hierzuland­e die Belange der öffentlich­en Ordnung oder gar Sicherheit­sinteresse­n gefährdet sind. Die Firma erwirtscha­ftet aber nur ein Prozent des weltweiten Umsatzes im verteidigu­ngsnahen Bereich – und das auch in den USA mit Montagevor­richtungen für den KampfJet F-35. Das dürfte nicht reichen, um die Chinesen auszubrems­en.

Damit Deutschlan­d ein schärferes Schwert gegen solche Angriffe bekommt, setzt sich Gabriel für ein internatio­nales Wettbewerb­srecht ein, das bei Firmenüber­nahmen „einen fairen globalen Finanzieru­ngsWettbew­erb garantiert“.

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