Mittelschwaebische Nachrichten
Ettaler Abt entsetzt und enttäuscht
Verurteilter Ex-Pater entschuldigt sich
München/Ettal Mit „großem Entsetzen und menschlicher Enttäuschung“hat die Benediktinerabtei Ettal die Verurteilung eines ehemaligen Mitglieds wegen Kindesmissbrauchs aufgenommen. Bei Opfern und in der Abtei werde „eine große und tiefe Verbitterung bleiben“, erklärte Abt Barnabas Bögle gestern. „Über zehn Jahre sind wir vorsätzlich vom ehemaligen Pater G. belogen worden.“Der 46-jährige frühere Ettaler Internatspräfekt und Religionslehrer war vorher vom Landgericht München II zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Bereits im März 2015 hatte er wegen Missbrauchs eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten bekommen. Der erneute Prozess war angesetzt worden, nachdem der betroffene Schüler in der Verhandlung 2015 weitere Vorwürfe gegen G. erhoben hatte als bei seiner ersten Vernehmung 2010. Der heute 24-Jährige hatte dies damit begründet, dass er sich damals auf seine Abiturprüfung habe vorbereiten und keine weiteren Aufregungen hätte auslösen wollen.
Das Gericht folgte weitgehend der Anklageschrift, die sich auf die Aussagen des Opfers stützte. Der damalige Präfekt habe in den Jahren 2004 und 2005 die kindliche Naivität, die Unerfahrenheit und das Vertrauen des damals 13-jährigen Buben ausgenutzt. So habe dieser die sexuellen Handlungen als notwendig angesehen, um sich weiter die
Schüler fürchtete um die Zuneigung des Mönchs
Zuneigung des Paters zu sichern. Zudem sei der Schüler zum Stillschweigen verpflichtet worden. Damit habe der Ordensmann dem Jungen das Gegenteil dessen beigebracht, was etwa das Gebot „Du sollst nicht lügen“besage.
Zugunsten des Angeklagten wertete das Gericht vor allem sein Geständnis. Auch habe er sich beim Opfer entschuldigt. G. sei von seiner eigenen Vergangenheit nun eingeholt worden. In seinen früheren Beruf als Priester und Ordensmann könne er nicht mehr zurückkehren.
Der Ettaler Abt Bögle verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass nach dem Aufkommen des Missbrauchsverdachts im Jahr 2010 im Gymnasium und in dem angeschlossenen Internat ein umfangreicher Aufarbeitungsprozess eingeleitet worden sei. Das dortige Präventionskonzept werde kontinuierlich weiterentwickelt. (kna, dpa)