Mittelschwaebische Nachrichten
Eine ziemlich irre Fahrt
Betrunkener Mann rast durch Ingolstadt
Ingolstadt Es ist noch keine zehn Uhr an diesem Morgen des 30. April 2015, aber passiert ist schon so einiges: Ein 51-jähriger Niederbayer hat sich gerade eine ziemlich irre Verfolgungsjagd durch ein Ingolstadt im Berufsverkehr geliefert. Er hat zwei Polizeiautos gerammt, eine Sperre umfahren. Er war dabei mit teilweise 100 Sachen unterwegs. Er hat sich bei der Festnahme gewehrt und einen Beamten verletzt. Er hatte, das ergab der Test, in der Nacht zuvor 1,65 Promille getankt. Und zwar in einem, nun ja, einschlägigen Etablissement. Die Kreditkartenrechnung habe 600 Euro betragen. So sagte es der Angeklagte gestern Richter Thomas Denz. Die erste Erinnerung, die er an jenen Morgen habe, seien die Schuhe der Polizisten, die er sah, als sie ihn schließlich am Boden fixiert hatten.
Der Mann wurde gestern am Landgericht Ingolstadt freigesprochen. Obwohl er wie eine „gesengte Sau“gefahren sei, wie es der Richter auf gut bayerisch sagte. Denn der sehr reumütig, recht verdrießlich, aber vollkommen freundlich und zivilisiert auf der Anklagebank sitzende Mann leidet unter einer „bipolaren, affektiven Störung“. Er ist krank und hatte zum Tatzeitpunkt einen manischen Schub. Nicht schuldfähig also.
Denz ließ ihn aber in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen. Allerdings wurde die Einweisung zur Bewährung ausgesetzt. Denn der Mann ist inzwischen regelmäßig in Behandlung und führt nachweislich ein geregeltes Leben.
Sollte der Bewährungshelfer bemerken, dass er seine Medikamente nicht nimmt, droht die dauerhafte Einweisung in die Psychiatrie. Führungsaufsicht: fünf Jahre. Verteidiger Hermann Hammermaier sagte, sein Mandant brauche diesen Druck. Er kennt ihn schon länger – genauso wie dessen ausführlichen Eintrag im Bundeszentralregister (Straftaten immer während der Krankheitsschübe). Er hatte, genau wie zuvor schon Staatsanwalt Gerhard Reicherl, auf Freispruch plädiert. Das Urteil ist rechtskräftig.
„Gefahren wie eine gesengte Sau“