Mittelschwaebische Nachrichten
Bundesliga im Kaufrausch
Die Vereine haben bereits Wochen vor dem Ende der Transferphase über 430 Millionen Euro in neue Spieler investiert – mehr als je zuvor. Spitzenreiter ist diesmal nicht der FC Bayern
Augsburg Während die ganze Welt mit Erstaunen auf die Transfersummen blickt, die in der englischen Premier-League für Spieler wie Paul Pogba (110 Millionen Euro) bezahlt werden, hat die Bundesliga fast unbemerkt einen Rekord pulverisiert.
In einer Transferphase haben die Bundesligaklubs bisher noch nie mehr als rund 300 Millionen Euro für neue Fußballer ausgegeben. Dieser Rekord wurde erst in der Vorsaison aufgestellt. Bereits jetzt, drei Wochen bevor das Transferfenster am 31. August schließt, hat er keine Gültigkeit mehr. Der Transfermarkt ist aufgeheizt. Dass die Summen, die für Spieler bezahlt werden müssen, immer höher werden, ist eine zwangsläufige Folge der erhöhten Investitionsbereitschaft englischer Fußballklubs. Die haben so viel Geld, weil ein neuer TV-Vertrag ihnen in drei Jahren fast sieben Milliarden Euro einbringt. Bis heute haben die Bundesligavereine ungefähr 435 Millionen Euro investiert, um ihre Kader zu verstärken. Auf Platz eins liegen ausnahmsweise nicht die Bayern.
Zumindest was die Transferausgaben anbelangt, hat Borussia Dortmund den Münchnern in dieser Sai- son den Rang abgelaufen. Acht Spieler hat der BVB für fast 110 Millionen Euro nach Dortmund geholt. „Der Markt ist verrückt. Die Summen sind außer Kontrolle“, kommentierte der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel die Entwicklung. Am meisten Geld haben die Weltmeister André Schürrle (30 Millionen) und Mario Götze (22 Millionen) sowie der aus Frankreich gekommene Ousmane Dembélé (15 Millionen) gekostet. Woher das viele Geld kommt? Weil die Dortmunder auch einige Stammspieler wie Mats Hummels und Henrikh Mkitharyan abgegeben haben, steht auf der Seite der Transfereinnahmen ein
André Schürrle: 35 Millionen Wechselte vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund
Mats Hummels: 35 Millionen Von Dortmund zum FC Bayern
Renato Sanches: 35 Millionen Von Benfica Lissabon zum FC Bayern
Breel Embolo: 27,5 Millionen
Mario Götze: 22 Millionen Vom FC Bayern zu Borussia Dortmund
Kevin Volland: 20 Millionen Von 1899 Hoffenheim zu Leverkusen satter Wert von mehr als 100 Millionen Euro.
Auf Rang zwei der Ausgabenliste kommt aber schon der FC Bayern. Die Münchner haben für ihre Verhältnisse zurückhaltend auf dem Transfermarkt agiert. Die Transfers von Mats Hummels (35 Millionen) und Renato Sanches (35 Millionen) waren bereits vor der Europameisterschaft in Frankreich abgewickelt. Carlo Ancelotti machte früh deutlich, dass er mit dem Kader voll zufrieden ist. „Damit sind wir fertig“, sagt der Italiener, auf die beiden Neuzugänge angesprochen.
Dass auch die Münchner nicht viel mehr Geld ausgegeben als sie
Christoph Kramer: 15 Millionen Von Leverkusen zu Mönchengladbach
Naby Keita: 15 Millionen Von RB Salzburg zu RB Leipzig
Ousmane Dembélé: 15 Millionen Von Stade Rennes zu Borussia Dortmund
Filip Kostic: 14 Millionen Von Stuttgart zum Hamburger SV
Yannick Gerhardt: 13 Millionen Von Köln zu Wolfsburg
Jannik Vestergaard: 12,5 Mio. Von Hoffenheim zu Gladbach (lare) durch die Verkäufe von Sebastian Rode (12 Millionen) und Co. eingenommen haben, steht stellvertretend für alle Bundesligavereine, die ihre Spieler für insgesamt 417 Millionen Euro an Klubs auf der ganzen Welt abgegeben haben. Ein Großteil des Geldes kam aus England, wurde vor allem für den Rekordtransfer von Leroy Sané (48 Millionen) ausgegeben, der von Schalke zu Manchester City wechselte.
Beim FC Augsburg halten sich die Transfersummen in Grenzen. Stefan Reuter hat bisher sogar rund sechs Millionen Euro mehr eingenommen, als er für Alfred Finnbogason (rund vier Millionen), der nach seiner Leihe fest verpflichtet wurde, und die anderen Neuzugänge, ausgegeben hat.
Dass die 500-Millionen-Schallmauer für Transferausgaben bis Ende August durchbrochen wird, ist wahrscheinlich. Einige BundesligaTeams haben bereits angekündigt, noch auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Leipzig sucht nach einem Innenverteidiger, die Wolfsburger baggern angeblich an Manchester-City-Stürmer Wilfried Bony (Marktwert: 22 Millionen Euro) und an Simone Zaza (15 Millionen) von Juventus Turin. Und auch der FCA könnte die Abwehr noch verstärken. (mit dpa)
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