Mittelschwaebische Nachrichten

Zuflucht bei Muttern

Amüsant erzählt

- VON FRED DURAN

Mit einem schicken Audi-Cabriolet braust Stéphanie (Alexandra Lamy) über die sonnenbesc­hienenen Landstraße­n der Provence. Ein mondäner Hauch von Erfolg und Luxus umgibt die blendend aussehende Vierzigeri­n. Dann biegt sie bei einer Autohandlu­ng ab, gibt dem Verkäufer die Wagenschlü­ssel in die Hand und zieht mit ihrem Rollkoffer von dannen. Vorbei ist das Leben in Saus und Braus für die Architekti­n, deren Firma von der Insolvenz eines Großkunden mit in den Ruin gerissen wurde. Nun steht sie bei ihrer Mutter auf der Matte, auch wenn die Witwe sich in ihrer Rentnerinn­en-Existenz ohne Verbindlic­hkeiten eigentlich ganz wohl fühlt.

Nur ein paar Monate will Jacqueline bleiben. Aber beim Arbeitsamt bietet man ihr nur einen Job als Prospekte-Verteileri­n an. Derweil verhält sich Jacqueline­s Mutter (Josiane Balasko) immer seltsamer. Dahinter steckt jedoch nicht eine aufkommend­e Demenz, sondern eine heimliche Liebelei mit dem Nachbarn, deren Ursprünge schon weit vor den Tod ihres Mannes zurückreic­hen.

„Generation Boomerang“nennt man jene Frauen und Männer, die durch Arbeitslos­igkeit oder Scheidung im fortgeschr­ittenem Alter wieder ihr altes Kinderzimm­er beziehen. Aus dieser Eltern-KindKonfro­ntation zimmert der französisc­he Regisseur Éric Lavaine eine Familienko­mödie, die unterhalts­am daherkommt, aber keinem wirklich wehtun will. Die Turbulenze­n bleiben überschaub­ar und das Geheimnis, um dessen Enthüllung sich die Geschichte rankt, ist von bescheiden­er Brisanz. Der leichtfüßi­g angelegte Film lebt vor allem von der Frauenpowe­r seiner Darsteller­innen. Die legendäre Josiane Balasko schöpft aus dem Vollen jahrzehnte­langer, komödianti­scher Berufserfa­hrung und auch der hier noch unbekannte­n Alexandra Lamy schaut man gern bei der Arbeit zu. ***

Filmstart in Augsburg, Kaufbeuren, Nördlingen, Penzing, Ulm

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