Mittelschwaebische Nachrichten
Beim Projekt Bürgerhaus hofft der Bürgermeister auf den Bürgersinn
Welche Perspektive es für das ehemalige Thannhauser Rathaus gibt
Thannhausen „Eine Stadt besteht nicht nur aus Gewerbegebieten und Läden. Die Lebendigkeit und die Lebensqualität einer Stadt ergibt sich auch und vor allem aus ihrem kulturellen Angebot“, sagt Georg Schwarz. Der Thannhauser Bürgermeister kann in seiner Stadt einiges aufzählen, was sich gut macht: „Kult um 8“ist nur eines unter vielen Kulturereignissen, die den Thannhausern geboten werden. „Exquisite Konzerte der klassischen Musik auf internationalem Niveau, das ist etwas ganz Besonderes in Thannhausen.“Doch die Veranstaltungsräume seien vergleichsweise erbärmlich. „Es ist schon eine Schande, wenn internationale Stars, die gerade von einem Konzert am spanischen Königshof kommen, dann in Thannhausen auf Paletten sitzen müssen. Ich sage es ehrlich: Ich beneide die Krumbacher um ihren Stadtsaal.“
Diese Situation solle und müsse sich ändern. Der Platz für einen wäre da: Das ehemalige Rathaus am Christoph-vonSchmid-Denkmal hat ausgedient, das Gelände im Herzen der Stadt, zwischen Rathaus und Kirche wartet auf eine bürgernahe Nutzung.
Die hat der Rat der Stadt auch schon beschlossen. Ein Bürgerhaus, in dem neben verschiedenen Einrichtungen für Thannhauser Bürger, wie beispielsweise das Familienzentrum, ein Veranstaltungssaal einen würdigen Rahmen für Konzerte, Theater, Empfänge geben könnte. Der anonymisierte Architektenwettbewerb, an dem sieben Architekten aus Thannhausen und Umgebung teilgenommen haben, hat auch schon ein Ergebnis gebracht. Der Architekt des neuen Rathauses, Peter Schoblocher, habe, so Schwarz, das Raumkonzept entwickelt, das am meisten überzeugen konnte. Er solle es nach dem Willen des Rates im neuen Bürgerhaus umsetzen dürfen, wenn, ja wenn es sich finanzieren lässt.
„Leider gibt es für ein derartiges Projekt keine öffentlichen Zuschüs- se, wir müssen schauen, wie wir das auf rund drei Millionen Euro veranschlagte Gebäude finanzieren können. Das ist unser Auftrag vom Stadtrat. Erst wenn die Finanzierung steht, kann die Planung weiterverfolgt werden.“
Ganz so unrealisierbar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist das Bürgerhaus nicht. „Da wir uns entschieden haben, bei der Sanierung der Dreifachturnhalle keinen Veranstaltungsbereich einzubauen, haben wir schon mal eine Million, die wir dort vorgesehen hatten und jetzt einsparen, die können wir stattdessen in das Bürgerhaus investieren“, meint Georg Schwarz. „In der Turnhalle hätten wir pro Jahr, aufgrund der Lage im Wohnbereich, mit wenigen Parkplätzen und strengen Lärmschutzauflagen nur fünf Veranstaltungen genehmigt bekommen,“erklärt der Bürgermeister, weshalb sich die Stadt für die scheinbar teurere aber sehr viel nachhaltigere Lösung Bürgerhaus entschieden hat.
Aufgrund der laufenden GespräBürgersaal che will sich der Bürgermeister nicht in die Karten schauen lassen. Nur so viel: Es gebe durchaus noch Gelder, die bei geschickter Verhandlung mit den Besitzern in die Baufinanzierung fließen könnten. Vielleicht könnte man den einen oder anderen dafür gewinnen, als eine Art Co-Investor aufzutreten, der sich dafür bestimmte Nutzungsrechte an Gebäudeteilen sichert.
„Aber besonders schön wäre es, wenn der Bürgersinn der Thannhauser erwachen würde und die Bewohner für ihr Haus spenden. Ich kann mir vorstellen, dass einzelne Räume die Namen von Großsponsoren erhalten und andere Geldgeber mit Plaketten im Bürgerhaus verewigt werden.“
Das Thannhauser Bürgerhaus, so es sich verwirklichen lässt, würde harmonisch in den zweiten Bauabschnitt der Neugestaltung von Thannhausens Stadtmitte eingefügt, die mithilfe der Städtebauförderung der Innenstadt ein neues, modernes und lebenswertes Zentrum gestalten soll.