Mittelschwaebische Nachrichten
Mehr Hilfe für Demenzkranke
Ministerin Huml will Beratungszentren und spezielle Wohnquartiere schaffen
München Die Bayerische Staatsregierung will Demenzkranken und ihren Angehörigen künftig mehr Unterstützung zukommen lassen. „Wir können hier in Bayern noch mehr tun für Demenzkranke“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München.
Konkret soll in jedem bayerischen Regierungsbezirk je ein „Demenzzentrum“eingerichtet werden. In diesen Einrichtungen sollen Betroffene und Angehörige kompetente Beratung und konkrete Hilfe bei Fragen zur Pflege und Betreuung Demenzkranker bekommen.
„Wir wollen sichere Informationen schnell und einfach verfügbar machen“, sagte Huml. Die Einrichtung der Zentren soll möglichst bald erfolgen, die Standorte seien aber noch nicht festgelegt. „Kommunen, die sich engagieren möchten, können noch ihr Interesse kundtun“, sagte die Ministerin.
Zudem soll in Bayern ein „modellhaftes Demenzquartier“entstehen, „das die gewachsenen Strukturen unserer Städte und Dörfer berücksichtigt und dementen Menschen ein attraktives Wohnumfeld bietet“, erklärte die CSU-Politikerin. Vorbild seien erfolgreiche Projekte in den Niederlanden und in Schweden, die Demenzkranken spezielle Betreuung in einem würdigen Lebensumfeld bieten.
Zwar gebe es heute auch in Bayern schon gute Beispiele für die Betreuung von Demenzpatienten. „Aber die Unterbringung etwa in einem Seniorenheim reicht nicht immer“, findet Huml. Die speziellen Quartiere „sollen aber nicht abgelegen am Waldesrand liegen“. Vielmehr gehe es darum, auch demente Menschen weiter in die Gesellschaft zu integrieren.
Auch beim Thema Pflege will Huml die Situation für Betroffene und Angehörige verbessern. Zentrales Ziel sei dabei, dass Menschen auch im Alter möglichst selbstbestimmt leben können: „Wir wollen ihnen deshalb die Angst nehmen, nicht gut versorgt zu sein, der Familie zur Last zu fallen oder sie finanziell zu überfordern.“
So will Bayern etwa in Berlin darauf drängen, Angehörige mit einem Jahreseinkommen unter 100 000 Euro von einer Beteiligung an den Pflegekosten zu befreien. „Die Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen kann viele Jahre dauern und stellt Familien vor eine Herkules-Aufgabe“, findet Huml. Eine finanzielle Entlastung sei deshalb „sinnvoll“. Ausbauen will die Ministerin zudem die Tages- und Nachtpflege zur Entlastung zu Hause pflegender Angehöriger. Auch Kurangebote für pflegende Angehörige sollen verstärkt werden.
Mit konkreten Planungstipps für ein altersgerechtes Haus will Huml zudem auch bei jüngeren Bauherren das Bewusstsein für die notwendige Anpassungsfähigkeit der eigenen vier Wände an die Bedürfnisse des Alters schärfen. Mit intelligenter Planung könne man die Lebensqualität selbst bei einer späteren Pflegebedürftigkeit deutlich stärken, glaubt die Ministerin. Viele Menschen wollten schließlich „möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit bleiben“.