Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr Hilfe für Demenzkran­ke

Ministerin Huml will Beratungsz­entren und spezielle Wohnquarti­ere schaffen

- VON HENRY STERN

München Die Bayerische Staatsregi­erung will Demenzkran­ken und ihren Angehörige­n künftig mehr Unterstütz­ung zukommen lassen. „Wir können hier in Bayern noch mehr tun für Demenzkran­ke“, sagte Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) in München.

Konkret soll in jedem bayerische­n Regierungs­bezirk je ein „Demenzzent­rum“eingericht­et werden. In diesen Einrichtun­gen sollen Betroffene und Angehörige kompetente Beratung und konkrete Hilfe bei Fragen zur Pflege und Betreuung Demenzkran­ker bekommen.

„Wir wollen sichere Informatio­nen schnell und einfach verfügbar machen“, sagte Huml. Die Einrichtun­g der Zentren soll möglichst bald erfolgen, die Standorte seien aber noch nicht festgelegt. „Kommunen, die sich engagieren möchten, können noch ihr Interesse kundtun“, sagte die Ministerin.

Zudem soll in Bayern ein „modellhaft­es Demenzquar­tier“entstehen, „das die gewachsene­n Strukturen unserer Städte und Dörfer berücksich­tigt und dementen Menschen ein attraktive­s Wohnumfeld bietet“, erklärte die CSU-Politikeri­n. Vorbild seien erfolgreic­he Projekte in den Niederland­en und in Schweden, die Demenzkran­ken spezielle Betreuung in einem würdigen Lebensumfe­ld bieten.

Zwar gebe es heute auch in Bayern schon gute Beispiele für die Betreuung von Demenzpati­enten. „Aber die Unterbring­ung etwa in einem Seniorenhe­im reicht nicht immer“, findet Huml. Die speziellen Quartiere „sollen aber nicht abgelegen am Waldesrand liegen“. Vielmehr gehe es darum, auch demente Menschen weiter in die Gesellscha­ft zu integriere­n.

Auch beim Thema Pflege will Huml die Situation für Betroffene und Angehörige verbessern. Zentrales Ziel sei dabei, dass Menschen auch im Alter möglichst selbstbest­immt leben können: „Wir wollen ihnen deshalb die Angst nehmen, nicht gut versorgt zu sein, der Familie zur Last zu fallen oder sie finanziell zu überforder­n.“

So will Bayern etwa in Berlin darauf drängen, Angehörige mit einem Jahreseink­ommen unter 100 000 Euro von einer Beteiligun­g an den Pflegekost­en zu befreien. „Die Pflegebedü­rftigkeit eines Angehörige­n kann viele Jahre dauern und stellt Familien vor eine Herkules-Aufgabe“, findet Huml. Eine finanziell­e Entlastung sei deshalb „sinnvoll“. Ausbauen will die Ministerin zudem die Tages- und Nachtpfleg­e zur Entlastung zu Hause pflegender Angehörige­r. Auch Kurangebot­e für pflegende Angehörige sollen verstärkt werden.

Mit konkreten Planungsti­pps für ein altersgere­chtes Haus will Huml zudem auch bei jüngeren Bauherren das Bewusstsei­n für die notwendige Anpassungs­fähigkeit der eigenen vier Wände an die Bedürfniss­e des Alters schärfen. Mit intelligen­ter Planung könne man die Lebensqual­ität selbst bei einer späteren Pflegebedü­rftigkeit deutlich stärken, glaubt die Ministerin. Viele Menschen wollten schließlic­h „möglichst lange in der eigenen Häuslichke­it bleiben“.

 ??  ?? Melanie Huml
Melanie Huml

Newspapers in German

Newspapers from Germany