Mittelschwaebische Nachrichten
„Geduld, Geduld“
Wie es sich anfühlt, ein Leben im Schatten des Ehemannes zu führen
Arte, 22.35 Uhr Fünf Gebete am Tag, donnerstags der Marktbesuch. So sieht ihr Leben aus, erzählt Warda. Langsam schleppt sie sich und ihren Einkaufsroller über den Marktplatz in Brüssel. Freundinnen von Warda, auch muslimische Migrantinnen der ersten Generation, geht es ähnlich. Sie sollen sich um ihre Ehemänner, Kinder und Wohnungen kümmern – vertröstet werden sie mit dem Spruch, „Geduld, Geduld, du kommst ins Paradies!“. Doch das Leben von Warda und ihren Freundinnen nimmt eine Wendung und sie erleben, was Freiheit, Mut und Spaß bedeutet. Die Dokumentation „Geduld, Geduld“auf Arte (heute, 22.35 Uhr) zeigt die ungewöhnliche Reise der Frauen.
Die 62-jährige Warda kam als junge Frau aus Nordafrika nach Belgien. Viel von Europa, oder ihrem Ehemann, der sechs Tage die Woche im Bergwerk arbeitete, sah sie nicht. Ihrer Freundin Mina ging es ähnlich. Sie hatte noch nicht mal Freundinnen – ihr Ehemann sagte immer, sie brauche keine.
Doch nach dem Tod von Minas Ehemann ändert sich alles. Mina und Warda schreiben sich für Französischund Computerkurse ein und treffen auf andere Frauen, denen es ähnlich geht. Später beschließen sie, nach New York zu reisen.
Ohne Vorurteile nimmt Regisseurin Hadja Lahbib den Zuschauer mit auf die Selbstentdeckungsreise der Protagonistinnen. Sie überlässt die Erzählungen Warda und Mina, die ihre Ängste, Freuden und Selbstzweifel teilen. Nachdenklichen Szenen stellt Lahbib Momente des Humors gegenüber. Etwa ein Picknick, bei dem die Frauen über Männer lachen: „Nochmal heiraten? Um Gotteswillen.“(dpa)