Mittelschwaebische Nachrichten
Fechter so schlecht wie nie
Warum es keine Aussicht auf Besserung gibt
Rio de Janeiro Emil Becks einstige Medaillenbank hat geschlossen. Die deutschen Fechter sind in Rio raus ohne Medaille. Es ist eine historische Pleite. Zum ersten Mal seit 1980, als die Bundesrepublik die Spiele in Moskau boykottiert hatte, gibt es kein olympisches Edelmetall für deutsche Fechter.
Die Gegenwart ist trist, die Zukunft dürfte so schnell nicht besser werden. Der Abwärtstrend dauert schon lange an. Das eine oder andere Talent bei den Junioren gibt es in Deutschland auch. „Aber wir brauchen noch mehr Substanz, mehr Breite“, sagt Sportdirektor Sven Ressel. Säbel-Ass Max Hartung, als Aktivensprecher Mitglied des Verbandspräsidiums, sieht es ähnlich. „Die Vereine funktionieren nicht mehr so gut wie früher“, sagt der 26-Jährige. „Da muss in Deutschland viel passieren, um den Sport wieder auf ein anderes Niveau zu heben – nicht nur im Fechten.“
Profifechter wie in anderen Ländern gibt es in Deutschland nicht. Russland etwa investiere Millionen in den Fechtsport, sagt Ressel. So könne man mit manchen Nationen einfach nicht mithalten, meint Säbelfechter Matyas Szabo: „Ich muss studieren und versuchen, irgendwas aus meinem Leben zu machen, wenn ich fertig bin hiermit.“
Die Vorgabe nach London 2012, als es einmal Silber und einmal Bronze gab, lautete: eine bis zwei Medaillen. Weit gefehlt. „Wir hatten in London schon noch ein paar andere Fechter im Boot“, sagte Ressel. „Wir haben aber natürlich auch gehofft, dass sich der eine oder andere Fechter besser entwickelt.“
Was fehle, sei eine deutlich größere Unterstützung der Arbeitgeber, was den Fechtern mehr Ruhe bei der Karriereplanung zwischen Sport und Beruf ermögliche. Was fehlt, ist aber auch der Zusammenhalt im Verband – ein Teamgefühl, das über die verschiedenen Waffen hinausgeht. So sagte Säbelfechter Szabo: „Was die anderen Waffen machen, ist natürlich scheiße. Aber über deren Probleme möchte ich nicht reden. Das ist nicht mein Bier.“Aber spätestens jetzt, nach dem olympischen Absturz, ist es das Bier aller. (dpa)