Mittelschwaebische Nachrichten
Zu wenig hat sich geändert
2012 war das Entsetzen groß in London: Die deutschen Schwimmer gingen leer aus. Alles sollte sich ändern. Henning Lambertz übernahm den Job des Bundestrainers. Er gründete ein Perspektivteam für die Talente, verordnete den älteren Topschwimmern umfangreicheres Training. Alles sollte auf den Prüfstand. Ziel: Tokio 2020. Zwischenfazit: Auch 2016 werden die deutschen Schwimmer aller Voraussicht nach leer ausgehen. Die wenigen deutschen Medaillenkandidaten sind schon geschwommen. Sollte es jetzt noch einer/eine aufs Treppchen schaffen, wäre das eine Sensation. Es sieht so aus, als hätten die Maßnahmen der vergangenen vier Jahre (noch?) nicht gegriffen. Vielmehr ist sogar ein Rückschritt im Vergleich zum Ergebnis von London zu erkennen.
Lambertz war bisher nicht in der Lage, das verkrustete System aufzubrechen. Dazu kommt ein grundsätzliches Problem: Es fehlt dem Schwimmen an Akzeptanz. Ein Problem, das es mit vielen anderen Sportarten teilt. In Deutschland dominiert Fußball. Selbst Spiele der 3. Liga werden live gezeigt – und erreichen gute Einschaltquoten.
Wer dagegen schon einmal deutsche Meisterschaften im Schwimmen erlebt hat, weiß, welch armseligen Anblick dort die Zuschauerränge bieten. Zum Vergleich: Die Trials in den USA waren täglich mit 14 000 Zuschauern ausverkauft. Superstars wie Michael Phelps dienen dort als Vorbilder, denen Kinder nacheifern. Wem sollen sie in Deutschland nacheifern? Hochbezahlten Fußball-Stars oder Schwimmern, die von ein paar hundert Euro Sporthilfe leben?