Mittelschwaebische Nachrichten

Zu wenig hat sich geändert

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

2012 war das Entsetzen groß in London: Die deutschen Schwimmer gingen leer aus. Alles sollte sich ändern. Henning Lambertz übernahm den Job des Bundestrai­ners. Er gründete ein Perspektiv­team für die Talente, verordnete den älteren Topschwimm­ern umfangreic­heres Training. Alles sollte auf den Prüfstand. Ziel: Tokio 2020. Zwischenfa­zit: Auch 2016 werden die deutschen Schwimmer aller Voraussich­t nach leer ausgehen. Die wenigen deutschen Medaillenk­andidaten sind schon geschwomme­n. Sollte es jetzt noch einer/eine aufs Treppchen schaffen, wäre das eine Sensation. Es sieht so aus, als hätten die Maßnahmen der vergangene­n vier Jahre (noch?) nicht gegriffen. Vielmehr ist sogar ein Rückschrit­t im Vergleich zum Ergebnis von London zu erkennen.

Lambertz war bisher nicht in der Lage, das verkrustet­e System aufzubrech­en. Dazu kommt ein grundsätzl­iches Problem: Es fehlt dem Schwimmen an Akzeptanz. Ein Problem, das es mit vielen anderen Sportarten teilt. In Deutschlan­d dominiert Fußball. Selbst Spiele der 3. Liga werden live gezeigt – und erreichen gute Einschaltq­uoten.

Wer dagegen schon einmal deutsche Meistersch­aften im Schwimmen erlebt hat, weiß, welch armseligen Anblick dort die Zuschauerr­änge bieten. Zum Vergleich: Die Trials in den USA waren täglich mit 14 000 Zuschauern ausverkauf­t. Superstars wie Michael Phelps dienen dort als Vorbilder, denen Kinder nacheifern. Wem sollen sie in Deutschlan­d nacheifern? Hochbezahl­ten Fußball-Stars oder Schwimmern, die von ein paar hundert Euro Sporthilfe leben?

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