Mittelschwaebische Nachrichten

Was macht der Hass mit Ihnen?

ZDF-Moderatori­n Dunja Hayali über Zuschauerr­eaktionen

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Frau Hayali, Sie sind eine der prominente­sten TV-Journalist­innen des Landes. Freuen Sie sich darüber? Dunja Hayali: Klar freue ich mich, wenn meine Arbeit bei den Zuschauern ankommt und das Publikum sie wertschätz­t. Nur geht es in meinem Job ja nicht um Beliebthei­tswerte, sondern darum, guten Journalism­us abzuliefer­n. Das heißt: berichten, einordnen, erklären und den Finger in die Wunde legen.

Inmitten einer Glaubwürdi­gkeitskris­e der Medien stehen Sie für glaubwürdi­gen Journalism­us. Was machen Sie denn anders als die anderen? Hayali: Ich kann natürlich nicht für andere Medien sprechen, sondern nur für meine Arbeit und in Teilen für mein Team. Die Transparen­z und der direkte Zugang auf Facebook, bei Twitter und in Emails waren da sicherlich ein wichtiger Schritt. Die Menschen haben nun mal viele Fragen an uns Journalist­en. Dabei geht es oftmals um Inhaltlich­es, aber auch ums Handwerk wie etwa Abläufe, Themenfind­ung, Interviewf­ührung. Ich gestehe auch ein, wenn wir Fehler gemacht haben oder wenn ich persönlich mal kein gutes Interview geführt habe. Schonungsl­ose Ehrlichkei­t fängt bei einem selber an.

Neulich sorgten Sie für Aufsehen, als Sie einen beleidigen­den Brief öffentlich machten und ganz sachlich korrigiert­en. Wie viele solcher negativen Zuschrifte­n bekommen Sie täglich? Hayali: Wäre es nicht die interessan­tere Frage, wie viele positive Zuschrifte­n ich bekomme? Wir alle legen den Fokus viel zu sehr auf das Negative. Natürlich müssen wir solche Dinge publik machen, das muss durchdisku­tiert und benannt werden. Aber 90 Prozent des Feedbacks, das ich bekomme, ist konstrukti­v und respektvol­l. Die Stimmung ist in Teilen sehr negativ, und das hängt auch damit zusammen, dass wir immer über das berichten, was nicht läuft, was scheitert. Damit meine ich absolut nicht, dass wir Dinge schönreden sollen, aber wir dürfen das Gelingen nicht vergessen.

Dann machen Ihnen all die Hassmails gar keine Angst? Hayali: Sie sehen mich kämpferisc­h, immer noch mit offenem Visier und frohen Mutes. Ich betrachte mich nicht als Opfer. Aber ich frage mich: Was macht dieser Hass mit uns?

Was macht er mit Ihnen? Hayali: Er hat Einfluss auf mein Leben, ganz klar: Ich gucke auf der Straße bewusster hin, wer mir entgegen kommt, und das ist keine gute Entwicklun­g. Ich finde es auch befremdlic­h, dass ich Personensc­hutz brauche, wenn ich zu einer AfD-Demo oder zu einer Antifa-Demo gehe. Journalist­en müssen sich in diesem Land, in dem die Meinungsun­d die Pressefrei­heit ein hohes Gut ist, frei bewegen können, ohne angegriffe­n zu werden.

Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Zur Person Dunja Hayali moderiert am 18. August um 22.30 Uhr die nächste Folge ihres „ZDFdonners­talk“. Sie wurde 1974 als Tochter irakischer Christen aus Mossul in der Ruhrgebiet­sstadt Datteln geboren. Seit 2007 ist sie Moderatori­n des ZDF-„Morgenmaga­zin“.

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Foto: ZDF/Svea Pietschman­n Dunja Hayali vertritt Kollegin Maybrit Illner und deren Talkshow in der Sommerpaus­e.

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