Mittelschwaebische Nachrichten
Deutscher Trainer stirbt nach Unfall in Rio
Der Todesfall lässt die schwache sportliche Bilanz in den Hintergrund treten
Rio de Janeiro Der Tod des Bundestrainers der deutschen KanuslalomMannschaft, Stefan Henze, überschattet die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Der 35-Jährige erlag Kopfverletzungen, die er sich bei einem Verkehrsunfall in Rio de Janeiro zugezogen hatte. Henze lebte und arbeitete zuletzt am KanuLeistungszentrum in Augsburg.
„Wir sind unendlich traurig an diesem Tag“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). An diesem Dienstag soll es in Rio eine Gedenkfeier geben; deutsche Flaggen sollen auf halbmast wehen. „Heute tritt der Sport, für den unser gesamtes Team nach Rio gefahren ist, in den Hintergrund“, sagte Michael Vesper, Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft.
Die schwache sportliche Bilanz des deutschen Teams spielte im Lichte der Ereignisse zunächst keine große Rolle mehr. Zuvor hatte Vesper noch einräumen müssen, dass die deutsche Mannschaft ihre Ziele wohl verpasst. Die erhofften 44 Medaillen – so viele wie 2012 in London – werden die deutschen Sportler demnach nicht mehr erreichen. Noch sechs Wettkampftage sind es bis zum Finale am Sonntag.
In einem Interview mit unserer Zeitung nennt DOSB-Präsident Hörmann die beiden Sportarten, die ihn am meisten enttäuscht haben: „Unsere ehemalige Paradedisziplin Fechten und vor allem die Schwimmer haben ihre Ziele definitiv nicht erreicht.“Die Fechter waren allerdings ohnehin nur mit einem Mini-Aufgebot in Brasilien vertreten. Im Zentrum der Kritik stehen damit die Schwimmer. „Mich beunruhigt dabei vor allem, dass nur wenige Schwimmer die Endläufe erreichten“, sagt der Allgäuer Hörmann. Im Schwimmverband müsse nun „alles auf den Prüfstand“.
Auch die ehemalige WeltklasseSchwimmerin Antje Buschschulte sieht das ähnlich. Ihrer Meinung nach gründen die Probleme in Animositäten von Trainern und Funktionären. Vertreter aus Ost und West hätten nach der Wende bis in die ersten Jahre der 2000er gegeneinander gearbeitet. „Neid und Missgunst schlugen auch auf die Athleten über“, so Buschschulte.
Und wenn es denn mal deutsche Sieger in Rio gibt, dann können sich die Sportfans in der Heimat nicht uneingeschränkt freuen. Christoph Harting, der Diskuswerfer, der überraschend Gold geholt hatte, verscherzte sich mit bizarrem Rumgehample bei der Siegerehrung die Sympathien vieler Beobachter. Der „kleine“Bruder des 2012Olympiasiegers Robert Harting entschuldigte sich immerhin für seinen seltsamen Auftritt. Er sei überwältigt gewesen, weil die Nationalhymne „nur für mich gespielt“worden sei.
Aber nicht nur die Deutschen haben mit den Spielen in Rio so ihre Probleme. Auch aus dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) regt sich grundsätzliche Kritik. Der IOC-Vizepräsident John Coates sagte deutlich: „Das sind bisher die schwierigsten Spiele, die wir jemals erlebt haben.“Die Zuschauerresonanz sei zu gering. (mit dpa)