Mittelschwaebische Nachrichten

Freunde, wo seid ihr?

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Zu „Erdogan kritisiert Deutschlan­d“(Seite 1) vom 9. August: Jeder deutsche Kollege, der am Abend die Propaganda gegen Erdogan und die Türkei in den TVNachrich­ten sieht oder im Radio hört oder in den Zeitungen liest, spricht uns Türken am nächsten Tag an. Kaum versuchen wir, es zu erklären, wenden sie sich wütend ab. Zitat: „Dann geht doch zurück, wenn es so schön in der Türkei ist“– Zitat Ende. Erklär mir einer, womit wir solch eine herabwürdi­gende Haltung verdienen. Diejenigen Deutschen, die es verstehen, halten sich zurück und besitzen nicht so viel Courage, uns zu unterstütz­en. Ich hatte mal deutsche Schulfreun­de, deutsche Mannschaft­skameraden, deutsche gute, freundlich­e Nachbarn, deutsche gute Arbeitskol­legen, die mich mochten und die ich ebenfalls mochte. Wo seid ihr? Wieso habt ihr euch verkrochen? Was habe ich oder mein Volk euch Schlimmes getan? Dachte, wir waren gute Freunde und Bündnispar­tner? Waren meine Eltern damals zu faul in euren Fabriken?

Waren die ersten Türken zu wenig bei euren gewerkscha­ftlichen Arbeitskäm­pfen tätig? All dies und viel viel mehr hätte reichen müssen, um wenigstens ein kleines Verständni­s zu zeigen. Ein offenes Ohr zu haben. Eine Solidaritä­t zu zeigen. Unsere Türen haben wir immer geöffnet. Zu unseren Volksfeste­n, Moscheebes­ichtigunge­n, Fußballfes­ten, Hochzeiten haben wir euch eingeladen und unsere Gastfreund­lichkeit geboten.

Dank? Nein wir wollen und brauchen keinen Dank dafür. Es würde reichen, wenn Toleranz und Akzeptanz sowie objektiver Dialog Priorität hätten. Metin Isik, Füssen

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