Mittelschwaebische Nachrichten
Hoffnungszeichen Kopftuch
Ebenfalls dazu: Es ist nicht zu fassen, dass ein Berufsstand, dem kritisches Denken zu eigen sein sollte, glaubt, Objektivität sei durch Kleidungsvorschriften zu erreichen. Hat die schwarze Robe ungerechtfertigte, ja menschenverachtende Urteile in der Weimarer Zeit und in der Zeit der NS-Herrschaft verhindert?
Die schwarze Robe, ehemals Universitätstalar, ist der Versuch, das Recht und damit die Gerichte als überzeitliche, objektive Instanzen darzustellen. Recht und Gerechtigkeit sind aber nicht überzeitliche Wahrheiten, sondern sollten Versuche sein, dem jeweiligen Menschen gerecht zu werden. Wenn eine Richterin ein Kopftuch trägt, dann ist es für Menschen mit Migrationshintergrund ein Hoffnungszeichen, dass da jemand ist, der sie besser verstehen könnte.
Eine Richterin mit Kopftuch aber wird mehr als andere versuchen, ein ausgewogenes Urteil zu fällen, um jeden Eindruck von Befangenheit von sich zu weisen. Was sollte daran falsch sein? Das Kopftuch ist nicht immer ein religiöses Zeichen, sondern ein Hinweis auf einen bestimmten kulturellen Hintergrund. Willibald Herrmann, Waltenhofen