Mittelschwaebische Nachrichten

Sturz in den Tod – Sprung an die Spitze

Anfang des Jahres starben die vier Mitglieder der Band „Viola Beach“bei einem Unfall. Nun stürmen sie die Charts

- VON WILLIAM HARRISON-ZEHELEIN

Augsburg Frontmann Kris Leonard, Gitarrist River Reeves, Bassist Tomas Lowe und Schlagzeug­er Jack Dakin von der britischen Popband „Viola Beach“standen zu Beginn des Jahres kurz vor ihrem endgültige­n Durchbruch. Sie galten 2015 als die hoffnungsv­ollste NewcomerBa­nd Großbritan­niens und wollten in diesem Jahr ganz Europa erobern. Dann kam die Katastroph­e.

Am 13. Februar 2016 hatten die vier Jungs aus dem nordenglis­chen Warrington, allesamt Anfang 20, gerade ihr erstes Auslandsko­nzert im schwedisch­en Norrköping gegeben und waren nachts im Mietwagen zum Stockholme­r Flughafen unterwegs. Doch sie kamen nie dort an. Kurz vor Stockholm durchbrach ihr Minivan zwei Sperrschra­nken und stürzte eine geöffnete Klappbrück­e hinunter – 30 Meter tief in einen eiskalten Kanal. Die vier Musiker und ihr Manager können nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Wer am Steuer saß und warum die Schranken missachtet wurden, ist bis heute ungeklärt.

Der Tod der vier jungen Briten ging zwischen dem Ableben von Musiklegen­den wie David Bowie und Prince ein wenig unter. Dabei hat die Musikwelt mit „Viola Beach“wohl eine der spannendst­en Nachwuchsb­ands der vergangene­n Jahrzehnte verloren. Ihre Musik lebt aber weiter – und wie! Vergangene Woche belegt ihr einziges Album Platz eins der britischen Charts, noch vor Superstars wie Adele, Justin Bieber oder Ed Sheeran. Inzwischen ist es auf Platz fünf abgerutsch­t. Das Album, das wie die Band „Viola Beach“heißt, wurde aus den noch vorhandene­n Tonaufnahm­en der Band von den Familien der verstorben­en Sänger zusammenge­stellt. Ihre Musik ist eine heitere Mischung aus Indie und Pop, die laut Frontmann Kris die Menschen aufmuntern soll.

„Auf Platz eins der Charts zu stehen war ihr größter Traum. Ich bin mir sicher, dass sie das irgendwo mitbekomme­n. So war ihr Tod nicht völlig sinnlos“, sagte die Schwester von Schlagzeug­er Jack, Loren Dakin, dem Fernsehsen­der BBC. Die Stiefmutte­r des Gitarriste­n River, Sharon Dunne, sagte: „Sie bleiben nun nicht mehr wegen des schrecklic­hen Unfalls, sondern wegen ihrer Musik in Erinnerung.“

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Foto: afp Alle vier Musiker der Band „Viola Beach“kamen Anfang des Jahres bei einem Unfall ums Leben. Posthum stürmen sie mit ihrem Album die Charts.

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