Mittelschwaebische Nachrichten
Jazz up ist wieder da
Musik Mitte der 80er-Jahre startete die Formation. Als Quartett geht die Band zurück zu den Wurzeln
Landkreis Der Prophet gilt im eigenen Land oft wenig. Eine Erfahrung, die auch die Mitglieder der Musik-Formation Jazz up machen mussten. „Fast überall auf der Welt sind wir im Radio gespielt worden“, erinnert sich Gründungsmitglied Martin Wieland aus Oxenbronn. „In Deutschland kaum.“Zuletzt war es ruhig um Jazz up. Nun wird Wiederauferstehung gefeiert – bei einem ersten öffentlichen Konzert, das am 1. Oktober im Schloss in Ichenhausen stattfindet. Mit der Geschichte der 1984 gegründeten Jazz-Band aus dem Landkreis Günzburg verbindet sich manch hübsche Anekdote.
Musik im Allgemeinen und Jazz im Besonderen sind ein hartes Brot. „Plattenverträge zu bekommen, von denen man leben könnte, sind wie ein Sechser im Lotto“, erklärt Martin Wieland. Dabei waren und sind die Mitglieder von Jazz up musikalische Könner von höchsten Graden. Trotzdem mussten sie sich mit dem Status einer Amateur-Band zufriedengeben.
Anerkennung wurde der Gruppe trotzdem zuteil. In Neuseeland schaffte es Jazz up auf Platz zwei der Jazz-Hitparade. Weitere Höhepunkte ihres Schaffens waren Auftritte bei den Jazztagen in Burghausen und bei Konzerten auf Gran Canaria. Ein hoher Beamter des Auswärtigen Amtes war in Moskau tätig und hörte dort im Radio einen Titel von Jazz up.
Als er nach Spanien versetzt wurde, lud der Diplomat die Band zu einem Musikfestival nach Gran Cana- ria ein – als Vertreterin der deutschen Kultur. Radio und Fernsehen der Region übertrugen 2006 das Konzert von Jazz up live. Martin Wieland: „Das waren natürlich Highlights.“Zumal die Mitglieder der Band in einem Taxi vom Flughafen abgeholt wurden, das rundum mit Jazz up-Logos beklebt worden war.
Darüber hinaus hat die Band mit etlichen Größen des nationalen und internationalen Musikgeschäfts zusammengearbeitet. Darunter mit Pete York, dem Schlagzeuger der Spencer Davis Group, oder mit Herman Rarebell, dem Ex-Drummer der Scorpions.
1984 war Jazz up als Sextett gegründet worden. Wenig später kamen zwei Sängerinnen hinzu. Über die Jahre waren rund 40 Musiker und Sängerinnen in wechselnden Besetzungen bei Jazz up aktiv. Bei zahlreichen Konzerten im Landkreis Günzburg, aber auch in Clubs in München und Augsburg war die Band zu hören. Vier CDs mit Eigenkompositionen und Cover-Versionen bekannter Jazz- und Popgrößen sind im Laufe der Jahre produziert worden.
Martin Wieland gehörte nicht nur zu den Gründungsmitgliedern von Jazz up, sondern schon 1983 zusammen mit Wolfgang Forstner auch zu den Gründungsvätern des Jazz Podiums Günzburg. Der Verein organisierte lokale Auftritte von Jazz up, er lud aber auch auswärtige Bands und Solisten zu Konzerten ein – etwa im Burgauer Schlosshof oder beim Guntia-Fest. Denkwürdig beim Günzburger Stadtfest war ein Auftritt der US-amerikanischen Blues-Legende Louisiana Red. Kurz vor seinem Konzert im Finanzhof war dem Alt-Star die Zahnprothese zerbrochen. Zahnarzt Wolfgang Forstner flickte in seiner Burgauer Praxis „die Dritten“des Gitarristen und Sängers zusammen – und ab ging die Post bis in die späten Nachtstunden.
Nun also geht es wieder „zurück zu den Wurzeln“, wie Martin Wieland sagt. Als Quartett hat sich Jazz up erneut gefunden. Mit von der neuen Partie sind die beiden Gründungsmitglieder Richard Guserle (Saxofon) aus Großkötz und Martin Wieland (E-Bass und Kontrabass) aus Oxenbronn, Martin Wielands Sohn Andreas (Schlagzeug) sowie Dominik Wiedenmann (Piano), beide aus Rieden. Die Orte mögen ein bisschen provinziell klingen. Die Musik von Jazz up ist es mit Sicherheit nicht.
Wie beim Konzert am 1. Oktober im Schloss in Ichenhausen zu hören sein wird.