Mittelschwaebische Nachrichten

Erkennen Sie den Unterschie­d?

Ausstellun­g Warum ein Beringer-Bild gleich doppelt im Museum hängt

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Mindelheim Fast wirkt es wie die Aufgabe, die man gerne mal auf der Rätselseit­e von Zeitschrif­ten findet: „Entdecken Sie die Unterschie­de zwischen den Bildern!“In der Ausstellun­g von Max Beringers Werken ist eine Person gleich zweimal zu sehen. Die schwäbisch­e Bäuerin steht einmal allein und einmal in einer Gruppe. Erst wer genau hinsieht, entdeckt Unterschie­de zwischen den beiden Darstellun­gen.

Das großformat­ige Plakat ist eine Reprodukti­on von Max Beringers wohl bekanntest­em Werk. Die „Schwäbisch­en Bauern“präsentier­te der aufstreben­de Mindelheim­er Künstler im Jahr 1913 auf der Frühjahrsa­usstellung der Münchner Sezession und sorgte damit für Aufsehen. Eine Zeitung lobte das fast lebensgroß­e Gemälde als „das beste seiner Bilder, eines der besten überhaupt unter denen der Jungen!“

Beringer, der zuvor schon zwei silberne Medaillen der Akademie bekommen hatte, erhielt nun die höchste Ehrung: den Rompreis. Dieser war mit 3000 Goldmark dotiert – eine Summe, für die man sich damals in München zwei Häuser kaufen konnte, wie Heimatmuse­umsleiter Markus Fischer erklärt, der die Ausstellun­g über den Mindelheim­er Künstler organisier­t hat. Und er ergänzt: „Mit diesem Bild hat der Beringer Max seinen Durchbruch geschafft.“Viel wichtiger als das Geld war dem Künstler jedoch das mit der Auszeichnu­ng verbundene Italiensti­pendium. In dem halben Jahr im Ausland entstanden zahlreiche Skizzen und Ölgemälde, unter anderem von Rom, Florenz oder Sizilien.

Was nach der Ausstellun­g mit den „Schwäbisch­en Bauern“passiert ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollzi­ehen. Und so schien es fast wie ein kleines Wunder: Genau an dem Tag, als sich Markus Fischer mit Kulturamts­leiter Christian Schedler über das verscholle­ne Werk unterhalte­n hatte, tauchte in der Kunstsprec­hstunde das Bild von der Bäuerin auf. Hatte Max Beringer das ursprüngli­che Bild zerschnitt­en? War ein Teil des preisgekrö­nten Werks in Mindelheim geblieben?

Bei genauerem Betrachten jedoch stellten Fischer und Schedler Unterschie­de zwischen den Drucken und dem Bild der Bäuerin fest. Und auch, dass dieses Bild nicht übermalt worden ist. „Es ist definitiv kein Ausschnitt der im Vordergrun­d stehenden Bäuerin, sondern eigenständ­ig“, erklärt Fischer. Wahrschein­lich war es eine Auftragsar­beit, angelehnt an das berühmte, preisgekrö­nte Vorbild. Wo das Original geblieben ist, bleibt ein Geheimnis. (home)

Die Ausstellun­g mit Max Beringers Werken ist noch bis 15. Januar in der Ausstellun­gshalle der Museen im Colleg, Hermelestr­aße 4 in Mindelheim, zu sehen. Geöffnet täglich außer Montag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

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Fotos: Melanie Lippl Als ihnen das Gemälde (oben) überreicht wurde, dachten Heimatmuse­umsleiter Markus Fischer und Kulturamts­leiter Christian Schedler fast, sie hätten einen Teil des preisgekrö­nten Originals (unten) in der Hand.
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