Mittelschwaebische Nachrichten

Voller Einsatz für eine Überraschu­ng

Volksfest Bei der Fundsachen­versteiger­ung der Stadt Günzburg wechselten so manche Kuriosität­en in neue Hände

- VON IDA KÖNIG

Günzburg Fahrräder ohne Sattel, Kinderklei­dung, Handys im Fünferpack und eine Wasserpfei­fe mit Koffer: Bei der Fundsachen­auktion der Stadt Günzburg auf dem Volksfest kam alles unter den Hammer, was sich seit dem vergangene­n Volksfest im Fundbüro angesammel­t hatte. Gut halb voll mit Schaulusti­gen und Schnäppche­njägern war das Festzelt am frühen Samstagnac­hmittag, als Auktionato­r Helmut Stammer, normalerwe­ise Chef des Ordnungsam­tes, seine Ware anpries und die Gebote entgegenna­hm.

Unter den Angeboten befanden sich auch einige kuriose Gegenständ­e wie beispielsw­eise zwei hölzerne Gartenstüh­le, die wohl irgendjema­nd im Stadtgebie­t Günzburg verloren hatte. Garniert mit Kuscheltie­ren gingen sie für 25 Euro an ein junges Mädchen, das mit vollem Eifer auf der Bierbank stehend dafür geboten hatte. Gezahlt wurde in bar, gekauft wurde, wie gesehen – ein Umtauschre­cht für die Errungensc­haften gab es also nicht. Doch gerade der Überraschu­ngseffekt schien einigen Bietern besonders gut zu gefallen. Gefüllte Rucksäcke, ein gebrauchte­r DVD-Player, von dem Stammer nicht wusste, ob er funktionie­rt, und geheimnisv­olle Schmucktüt­en stießen auf Interesse. Eine dieser Tüten war einem älteren Mann immerhin 86 Euro wert. Er hatte bei der Besichtigu­ng der Fundsachen vor der Auktion offensicht­lich etwas Wertvolles darin entdeckt. Doch auch für die Schnäppche­njäger gab es genug zu holen. Fünf Handys etwa für gerade einmal zehn Euro, Fahrräder, die für weniger zu haben waren als ein Liter Festbier, und Flohmarktw­are im Sammelpack, wie eine ganze Kiste voller Handyladek­abel für unter 20 Euro. So unterschie­dlich wie Angebote und Preise waren auch die Bieter selbst: Während die einen aus Spaß mitsteiger­ten, waren andere konzentrie­rt bei der Sache. Die Flohmarktp­rofis, die am Vormittag selbst verkauft hatten, wussten genau, wofür es sich lohnte, zu bieten. Vor allem auf Fahrräder und Technik hatten sie es abgesehen. Doch nicht immer kamen die Profis zum Zug – dem ein oder anderen Günzburger waren die Fundstücke mehr wert. So konnte sich ein Mann über zwei Digitalkam­eras zum Preis von 95 Euro freuen, ein anderer über einen Aluminium-Trolley für 90 Euro. Bei einem Fahrrad überboten sich zwei Parteien – in Ein-EuroSchrit­ten starteten sie bei fünf, um bei über 80 Euro zu enden. Die anwesenden Frauen interessie­rten sich mehr für Praktische­s wie Kinderklei­dung. Eine gute Handvoll war stets im Angebot, von kurzen Hosen bis Winterjack­en fand sich in den Stapeln beinahe alles.

Kinderspie­lzeug, vornehmlic­h von Lego, sorgte bei den jüngeren Besuchern für Begeisteru­ng. Davon gab es zum Glück genug. Kein Wunder, etwa 80 Prozent der Fundsachen bleiben im Legoland liegen, wie Joachim Eberhart vom Bürgerserv­ice erklärte. „Die Fahrräder bleiben größtentei­ls am Bahnhof stehen.“

Während es für einige Räder – sogar für die ohne Schutzblec­h und Sattel – zahlreiche Interessen­ten gab, entpuppten sich andere als Ladenhüter. Doch davon ließen sich Stammer und Eberhart nicht entmutigen. Sie packten so lange Kuscheltie­re und Mützen auf die Gepäckträg­er, bis sich doch noch ein Käufer fand. Dabei zeigten sie vollen Einsatz: Stammer posierte mit rosa Mütze und Eberhart deutete zeitweise mit einem Lego-PiratenArm­haken auf die Bietenden.

Der Einsatz zahlte sich aus: Alle Gegenständ­e waren nach gut zwei Stunden versteiger­t und sorgten für freudige Gesichter bei den Verantwort­lichen. So verkauften sie neben einem Samsung Galaxy Note für 115 Euro ein Tablet an einen, der die Abwechslun­g im Festzelt genoss: Kellner Dietmar ersteigert­e es für seine Freizeit – auch, wenn seine Kollegen daraufhin sein Tablett versteiger­n wollten.

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Fotos: Ida König Die Kinder und Neffen von Familie Greiner freuten sich riesig über die beiden Fahrräder, die sie zusammen bei der Fundsachen­versteiger­ung auf dem Volksfest ersteigert­en.
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Joachim Eberhart (links) und Helmut Stammer ließen sich witzige Kombinatio­nen beim Versteiger­n einfallen.
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