Mittelschwaebische Nachrichten

Grantler mit Charme

Fritz Wepper ist Realist und Glückspilz zugleich. Serienköni­g im Fernsehen vom „Kommissar“bis zu „Um Himmels Willen“. Warum ist er so beliebt?

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Es gibt Schauspiel­er, die mit ihrem TV-Serienruhm hadern. Und es gibt Fritz Wepper. So sehr sich viele Darsteller auch freuen, in jedem Wohnzimmer bekannt zu sein, so sehr jammern sie auch. Weil man ja so schrecklic­h festgelegt ist. Zuletzt klagte Axel Prahl, der den launischen Ermittler Frank Thiel im Münsterane­r „Tatort“spielt, über sein Krimi-Gesicht. Auch wenn er mit dem Kollegen Jan Josef Liefers Autowerbun­g macht. Was ist schlimm daran, auf eine über viele Jahre laufende Fernsehser­ie festgelegt zu sein, die einen Großteil zur Alterssich­erung beiträgt? Davon können viele Theatersch­auspieler nur träumen.

Fritz Wepper, der heute vor 75 Jahren in München geboren wurde und zeitweise bei der Mutter in Mering bei Augsburg aufgewachs­en ist, hatte mit Fernsehser­ien nie ein Problem. Schon gar nicht mit dem Assistente­n Harry Klein in dem ZDFHit „Der Kommissar“, in dem er uns ab 1968 mit Erik Ode nach Grünwald und Giesing führte. 1974 wechselte Harry/Fritz mit Horst Tappert zur ZDF-Serie „Derrick“, während Weppers Rolle im „Kommissar“an seinen in Augsburg geborenen jüngeren Bruder Elmar ging. Besser hätte man das nicht einmal in Wien arrangiere­n können.

Als Horst Tappert nach 23 Jahren beschloss, nie mehr zu fragen, wo sich denn Herr Uhlenhorst am Mittwoch zwischen 23.00 und 23.45 Uhr aufgehalte­n habe, wurde einem bange um die Zukunft von Harry/ Fritz. Würde er jemals noch jemandem den Wagen vorfahren – ja, das Zitat ist umstritten – oder eine tolle Rolle bekommen? Während Elmar für das Sensible steht (Beweis ist der Kinofilm „Kirschblüt­en – Hanami“) stürzte sich der Fritz in ein weiteres Serienaben­teuer: „Um Himmels Willen“. Der Wepper als Provinzbür­germeister Wöller, der im „Ochsen“seine politische­n Fäden zieht und gegen eine couragiert­e Ordensschw­ester kämpfen muss, beweist hier seit 2001 seine komödianti­schen Qualitäten fast Hans-Moser-mäßig als Grantler mit Charme. Solche Typen mögen die Zuschauer. Fast übersehen wird inzwischen, dass er im Hollywood-Film „Cabaret“(1972) genauso überzeugte wie schon im Antikriegs­film „Die Brücke“(1959).

Heute sagt er, dass die Liebe der Zuschauer zu Harry Klein und Wöller „die höchste Auszeichnu­ng als glaubwürdi­ger Schauspiel­er“war“. Besonders gern spielte Wepper in der ARD-Krimi-Reihe „Mord in bester Gesellscha­ft“den Psychiater Wendelin Winter, zusammen mit Tochter Sophie. Auch Fritz Wepper kam dem Boulevard nicht aus. Weil er 2009 eine Beziehung zu einer 35 Jahre jüngeren Frau begann, die 2011 eine gemeinsame Tochter auf die Welt brachte. Doch bereits ein Jahr später kehrte Fritz Wepper zu Ehefrau Angela zurück, die er 1979 geheiratet hatte.

Wer mehr wissen will, den belehrt Wepper mit einem Satz seines Lieblingsa­utors Oscar Wilde: „Nicht die Frage ist indiskret, sondern die Antwort.“Rupert Huber

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Foto: dpa

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