Mittelschwaebische Nachrichten
„E-Anzeige“gegen Ladendiebe
Einzelhändler testen neue Möglichkeit. Was das bringen soll
Nürnberg/München Im Kampf gegen Ladendiebe testen mittelfränkische Einzelhändler die elektronische Anzeige bei der Polizei.
So sollen mehr Delikte erfasst, verfolgt und aufgeklärt und Diebe abgeschreckt werden, sagte der Vizepräsident des Handelsverbands Bayern (HBE), Matthias Zwingel. Ladendiebe entwendeten in Bayern im Jahr Waren im Wert von 340 Millionen Euro.
Pro Jahr würden etwa 37000 Ladendiebstähle angezeigt. Weil der Aufwand der Anzeigenerstattung jedoch hoch sei, verzichteten viele Händler bislang oft darauf. Außerdem seien Anzeigen gegen unbe- kannt nicht immer erfolgreich. Bislang seien bei einem Diebstahl ein bis zwei Mitarbeiter mindestens drei Stunden lang damit beschäftigt, sagte Zwingel. „Das summiert sich.“Sie müssten die Polizei rufen und dann auf eine Streife warten oder zur nächsten Dienststelle fahren. Mit der „E-Anzeige“hätten sie die Angelegenheit in höchstens einer Stunde erledigt.
Sie laden dafür ein Dokument herunter, füllen es aus und laden es dann – versehen mit einer elektronischen Sicherung – wieder bei der Polizei hoch. Entwickelt wurde das Pilotprojekt vom HBE und der Polizei. Alle Mitgliedsbetriebe in Mit- telfranken würden nun angeschrieben und könnten das Verfahren testen, sagte Zwingel. Im Erfolgsfall soll es ausgeweitet werden.
Der Handelsverband hofft, dass mit mehr Anzeigen gegen unbekannt auch Bandendiebstähle schneller aufgedeckt werden. Denn professionelle Täter und organisierte Gruppen aus dem osteuropäischen Raum seien neben den Gelegenheitsdieben das Hauptproblem für den Handel.
„Leider sind die Täter immer dreister und hochaggressiv“, sagte Zwingel. Übergriffe von ertappten Ladendieben auf Detektive oder Personal nähmen zu. (dpa)